Kids & Teens

Im Zoo

Die Texte von Matthias Hoppe erscheinen in Schwarz, die von Alexandra in Orange.

In Hintertupfingen gibt es einen Zoo. Eines Tages kam ein Mädchen zu der Wiese mit den Lamas. Das Mädchen hieß Lisa. Sie stellte sich an den Zaun und schnalzte mit der Zunge. Damit wollte sie die Lamas anlocken. Aber die stellten sich taub. Vielleicht wussten sie nicht, was Zunge-Schnalzen bedeutete. Lisa winkte zu einem der Lamas hinüber. Aber das tat nur gelangweilt, bückte sich und zupfte Gras. Lisa zupfte an ihren Zöpfen. Das tat sie immer, wenn sie sich ärgerte. Dann überlegte sie, was sie noch tun könnte. Sie wollte das Lama so gerne streicheln! Also rief sie: „Hallo, komm doch mal her! Ich bin die Lisa!“ Das Lama hieß Kalorama und dachte kurz nach – und kam dann tatsächlich mit langsamen Schritten zum Zaun. Lisa streckte ihre Hand aus, um es zu streicheln. Und was machte das Lama? Es spuckte Lisa an, mitten ins Gesicht! Dann drehte es sich um und lief weg.
Lisa war ziemlich erschrocken. Sie zupfte an ihren Zöpfen, wischte sich die Spucke aus dem Gesicht und ging weiter zu den Eisbären. Die konnte man zwar nicht streicheln, weil sie hinter einer hohen Glasscheibe lebten. Aber sie würden wenigstens keine kleinen Mädchen anspucken...

Plötzlich schwamm ein Eisbär vorbei und hypnotisierte sie. Lisa wusste nicht, dass der Eisbär ein Roboter war und einem bösen Mann gehörte.

Der Eisbär sah auch gar nicht aus wie ein richtiger Eisbär. Denn er hatte komische Gelenke an den Armen und Beinen. Die bewegten sich immer etwas ruckartig und zuckten so komisch. Und sein Gesicht war auch nicht normal. Er hatte zwar eine Nase und einen Mund, aber seine Augen waren starr und steif und konnten nicht nach rechts oder links, oben unten blicken. Immer nur geradeaus. Und dieser Eisbär hypnotisierte Lisa. Sie merkte plötzlich, dass …

...alles anders war. In diesem Moment wurde sie immer und immer kleiner. Sie sagte: "Warum bin ich denn so klein? Und warum bin ich so weiß? Bin ich etwa auch ein Eisbär? Oh nein!“ Auf einmal kam der alte Mann vorbei und schrie: „Oh doch!“

Lisa schaute an sich hinunter: Tatsächlich, sie hatte ein weißes Fell wie ein Eisbär. Und sie war nur noch so groß wie ein Spazierstock. 'Hilfe!', dachte sie, 'was ist denn hier los?' Der alte Mann stellte sich vor ihr auf und sagte streng: „Damit du es weißt, ich bin der Zoo-Dompteur! Ich kann alle Tiere und Menschen in andere Wesen verwandeln, wenn ich es will. Und jetzt will ich! Der Eisbär ist ein Roboter, und du bist eine Aufzieh-Puppe mit Eisbärenfell!“ Und er zog Lisa an ihren Zöpfen. Plötzlich geschah folgendes:

Lisa wurde wütend und biss dem alten Mann in den Arm. Vor Schreck lief der alte Mann mit seinem blutigen Arm weg. „Das hast du davon!“, rief Lisa dem Mann hinterher. Der Mann flüsterte: "Das wirst du noch büßen! Irgendwann krieg ich dich noch!". Da bekam Lisa irgendwie Hunger auf Fisch.

Sie ging zum nächsten Kiosk. Aber da gab es keinen Fisch. 'Dann muss ich mir im Teich dort drüben selbst einen fangen!', dachte sie. Aber wie sollte das gehen? Nur mit den Händen würde das nicht gelingen, dazu waren die Fische viel zu schnell und zu glitschig. Da entdeckte sie neben dem Teich einen Geräteschuppen. Zum Glück war er nicht abgeschlossen. Sie ging hinein und fand nach einer Weile – eine Angel und ein paar Köder! Damit ging sie zum Ufer des Teichs und warf die Angel ins Wasser. Nach nur fünf Minuten hatte tatsächlich schon ein Fisch angebissen. Doch gerade als Lisa ihn aus dem Wasser ziehen wollte, kam der böse alte Mann um die Ecke...

… und schubste Lisa ins kalte Wasser. "Brr, ist das kalt", stotterte sie. Plötzlich sah sie etwas Glitzerndes im Wasser. Sie dachte sich: 'Ich tauche hinunter und schaue nach, was da so schön glitzert.' Als sie bei dem glitzernden Ding angekommen war,  staunte sie: "Wow, das ist ja ein Diamant!" Der Diamant hatte die Form eines Eisbären. Lisa wusste nicht, dass der alte Mann diesen Diamant suchte, dass er Kinder hypnotisierte und sie zu Sklaven machte.

Lisa hob den Diamanten auf. Er glitzerte wirklich wunderschön und war sicher sehr wertvoll. Lisa wunderte sich nur, dass er wie ein Eisbär aussah. Hatte denn der böse alte Mann nur Eisbären im Kopf? Aber viel Zeit zum Überlegen blieb ihr nicht, denn der alte Mann stand ja noch am Ufer und wollte sie bestimmt fangen. Wie kam sie nur aus dem Teich wieder heraus, ohne dass er sie erwischte?

Im Wasser sah Lisa plötzlich eine Höhle. Sie schwamm in die Höhle hinein, bis sie in einer Kammer war. Da sah sie einen weiteren Eisbären neben sich.

War denn jetzt die Welt voller Eisbären, sogar unter Wasser? Aber sie konnte nicht lange in der Höhle bleiben, weil sie dringend Luft holen musste. Also tauchte sie kurz auf, schnappte nach Luft und schwamm wieder hinunter. Aber was war das? Die Höhle war plötzlich verschwunden! Und der Eisbär auch. Was sollte sie bloß tun?

Da kam der alte Mann schon wieder. Allerdings hatte er jetzt einen Sack in der Hand. Lisa ahnte, was der Mann vorhatte und versuchte zu fliehen. Aber der Mann war schneller und steckte sie in den Sack. Es war sehr eng darin. Aus Versehen berührte Lisa den Diamanten, der aussah wie ein Eisbär - und plötzlich war sie unsichtbar. Doch das wusste sie nicht. Der alte Mann brachte Lisa irgendwo hin, wo es nach Fisch roch.

Wo war sie? Auf einem Fischmarkt? Bei einer Fischbraterei? Sie hörte Stimmen. Ein Mann rief: „Frische Forellen, frische Forellen! Die haben heute früh noch im Forellenteich geschwommen! Frischer geht’s nicht!“ Plötzlich sagte der alte Mann zu dem Verkäufer: „Also gut, geben Sie mir eine. Die ist für meine kleine Tochter. Sie soll ja nicht verhungern. Ich habe noch viel mit ihr vor.“ Er packte die Forelle und den Sack und ging damit in einen Park. Dort band er den Sack auf und wollte Lisa füttern. Aber der Sack war leer! Lisa war ja unsichtbar!

Der Mann wunderte sich: "Wo ist sie hin?“ Er guckte unter jeden Strauch, hinter jeden Baum und sogar unter jeden Stein.

Aber Lisa saß unsichtbar auf einem Baum und beobachtete den bösen alten Mann. Der war ärgerlich, weil Lisa verschwunden war. Er war so wütend, dass er mit seinem Kopf immer wieder an den Baum schlug, auf dem oben Lisa saß. Nach einer Weile blutete seine Stirn, aber er machte weiter. Da dachte Lisa: 'Soll ich jetzt Mitleid mit ihm haben? Oder soll ich mich darüber freuen, dass er sich selbst verletzt? Dann lässt er mich wenigstens in Ruhe.' Sie überlegte noch eine Weile, doch plötzlich ...

… hörte sie eine laute Stimme rufen: "Lisa wo bist du?“ Sie hörte die Stimme noch einmal rufen. Sie erinnerte sich wieder und erkannte die Stimme. Es war ihre Mutter. Außerdem sah sie den Eisbären, der sie vorher hypnotisiert hatte. Jetzt war ihr alles klar: Das war nur ein Traum. Da nahm ihre Mutter sie einfach mit und sagte, sie solle immer bei den Erwachsenen bleiben. Lisa antwortete: "Ja, aber ich muss dir noch etwas erzählen". Die Mutter hörte aufmerksam zu. „Das ist ja toll!“, sagte sie und beide gingen fröhlich nach Hause.