Kids & Teens

Der nackte Kaktus von LLJ

Die Texte von Matthias Hoppe erscheinen in Schwarz, die von LLJ in Orange.

 

Kapitel I: Zwei Kakteen und ein Kater

Auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer steht ein grüner Kaktus. Er hat viele Stacheln und sehnt sich nach einer Freundin.
Ab und zu kommt der kleine Felix und darf den Kaktus gießen. „Du, Felix“, fragt der grüne Kaktus, „hast du eine Freundin?“
„Nein, noch nicht“, sagt Felix.
„Meinst du, irgendjemand könnte meine Freundin sein?“, fragt der  Kaktus.
„Ich weiß nicht“, sagt Felix, „du hast so viele Stacheln. Damit würdest du deine Freundin nur kaputt pieksen.“
Der Kaktus überlegt. Dann hat er eine Idee: „Kannst du mir den Bart abrasieren, Felix?“ Felix saust ins Badezimmer, holt den Rasierapparat seines Vaters und schneidet dem Kaktus alle Stacheln weg – ratzeputz. Da steht er nun, der Kaktus, ganz nackig.
„So“, sagt er zu Felix, „und jetzt stell mich bitte in den Garten. Hier im Wohnzimmer kommt sowieso niemand vorbei...“
So steht der nackte Kaktus dann im Garten und wartet. Und wartet. Und wartet. Aber niemand kommt vorbei. Statt dessen machen sich die Vögel im Garten lustig über ihn, den nackten Kaktus.
Nach einer Woche denkt der Kaktus: 'Das war vielleicht doch nicht so eine gute Idee.' Und er lässt sich wieder einen Vollbart wachsen.
Als er wieder schön stachelig ist, bekommt er eines Tages viele  Blütenknospen, und ein wenig später blüht er ganz strahlend in Orange.

Fünf Tage später kaufen die Eltern von Felix im Baumarkt einen anderen Kaktus. Den  stellen sie neben den orangen Kaktus. Die zwei Kakteen werden beste Freunde. Doch eines Tages passiert ein großes Unglück: Die Eltern kaufen einen Kater. Als der ins Wohnzimmer kommt, sehen die Kakteen ihn und haben Angst. Der Kater gähnt und zeigt dabei seine scharfen Zähne. Der eine Kaktus sagt: „Das ist eine Raubkatze. Die wird uns fressen!" Der andere Kaktus lacht: „Er wird nur dich fressen, denn meine Stacheln werden mich schützen. Und du kannst dich nicht wehren.“ Plötzlich kommt der Kater auf sie zu.

Er faucht die beiden Kakteen an. Der neue Kaktus kichert nur leise: „Der kann mir gar nichts. Meine vielen Stacheln werden mich schützen. Daran wird sich der Kater nur schmerzhaft stechen.“ Und der Kater fängt an, ihn zu beschnuppern. Dabei kommt er aber den Stacheln so nah, dass sie ihn in die Schnauze pieksen. Er jault auf und lässt den Kaktus lieber wieder in Ruhe. Aber der andere Kaktus hat ja nur einen Bart und keine Stacheln. Der Kater kommt näher und beschnuppert auch ihn. Dabei berühren seine Schnurrbarthaare die Kaktushaare. Und ehe er sich's versieht, haben sie sich ineinander verheddert. Schnurrbarthaare und Kaktushaare sind total ineinander verhakt, der Kater kommt nicht mehr vom Kaktus los. Das merkt der Kaktus natürlich und ruft: „Hilfe! Ich werd' diesen blöden Kater nicht mehr los! Kann mir denn niemand helfen?“

 

 

Kapitel II: Der Trick mit dem Socken

Da hören die Eltern den Kaktus, kommen ins Wohnzimmer und reißen den Kater vom Kaktus. Da bedankt sich der Kaktus. Dann sagt er: „Ich mag den Kater nicht, weil er ein weiches Fell hat und ich nicht. Noch dazu hat er mir meinen Bart abgerissen. Wie sehe ich denn jetzt aus?“ Da kommt Felix ins Zimmer, und als den Kaktus sieht, bricht er in lautes Gelächter aus. Er hält sich vor Lachen den Bauch und kann gar nicht mehr aufhören. Er schaut vom Kater zum Kaktus und vom Kaktus zum Kater.

Dann hat Felix Mitleid mit dem Kaktus. Jetzt sieht er schon wieder ganz nackig aus, überhaupt nicht wie ein Kaktus. Es würde wahrscheinlich ziemlich lange dauern, bis sein Bart nachgewachsen wäre. Felix überlegt: Der Kaktus hat gesagt, dass er den Kater nicht mag, weil der ein weiches Fell hat und er nicht. Will der Kaktus also auch ein weiches Fell haben? Wie könnte man das anstellen? Da fällt ihm etwas ein: Er kramt in der  Wäschekommode nach seinen Socken. Dabei sind auch warme und weiche Wollsocken für den Winter. Er nimmt einen dieser Socken – und stülpt ihn über den Kaktus. „Jetzt hast du auch ein warmes Fell“, sagt er zu ihm. Aber der Kaktus ist damit überhaupt nicht zufrieden und protestiert:

„Ich sehe nix“, sagt der Kaktus und reißt sich den Socken aus dem Gesicht. Felix hat eine Idee und holt eine Schere. Er schneidet ein Loch in den Socken. Dann stülpt er den Socken wieder über den Kaktus, so dass dieser wieder sehen kann. Jetzt hat er  ein passendes Fell.