Kids & Teens

Der verzweifelte Sandmann von Delfin

Die Texte von Matthias Hoppe erscheinen in Schwarz, die von Delfin in Orange.

 

Kapitel I: Ein Säckchen Zaubersand

Der Sandmann Leopold wohnt draußen vor der Stadt in einer kleinen Hütte. Wenn die Kinder abends eingeschlafen sind, macht er sich  auf den Weg.
Er kramt aus einer Schublade sein kleines, leeres Sandsäckchen hervor und steckt es in die Manteltasche. Denn er muss erst Sand holen. Und zwar auf der Baustelle am Kreisverkehr. Das hat er zumindest bisher jeden Abend so gemacht. Doch als er heute zu der Baustelle kommt, reibt er sich die Augen: Die Sandhaufen sind verschwunden.
Leopold steckt das leere Säckchen wieder in die Manteltasche und verlässt die Baustelle. Nach Hause kann er nicht gehen. Nicht, ohne vorher seine Arbeit erledigt zu haben. Er muss doch den Kindern, wenn sie schlafen, Sand in die Augen streuen! Das macht er jede Nacht. Was soll er bloß tun? Wo soll er jetzt geeigneten Sand herbekommen?

Der Sandmann geht nach Hause. Er macht einen Plan, um einen Sandkasten zu bauen. Dann geht er in den Baumarkt und fragt: „Könnte ich bei Ihnen Holz und Sandsäcke kaufen?" Der Verkäufer antwortet: „Ja, gerne, Sandmännchen." Also kauft er die Sachen ein. Als er nach Hause kommt, baut er den Sandkasten. Dann schüttet er den Sand hinein. Nun kann es losgehen und der Sandmann besucht die Kinder.

Aber unterwegs wundert er sich: Das Sandsäckchen, das er in der Manteltasche hat, wird immer schwerer. 'Das ist ja komisch', denkt er, 'so viel Sand habe ich doch gar nicht dabei.' Nach fünf Minuten ist das Sandsäckchen so schwer, dass es den ganzen Mantel nach unten zieht. Der Sandmann nimmt das Säckchen heraus und schaut hinein: Aus den Sandkörnern sind wie durch eine Hexerei kleine Eisenkugeln geworden! „Was soll das denn?!“, sagt der Sandmann zu sich selbst, „ich kann doch den Kindern keine Eisenkügelchen in die Augen streuen! Was für einen Sand hat mir dieser Baumarkt denn da verkauft?“ Er schmeißt das Säckchen in den nächsten Papierkorb und geht zurück nach Hause. Was soll er jetzt tun? Er muss doch den Kindern Sand in die Augen streuen!

Er nimmt den Sand geht zum Baumarkt zurück. Dort fragt er, was das denn für ein Sand sei. Der Arbeiter antwortet: „Das ist Zaubersand. Der gefriert in der Nacht.“  Der Sandmann fragt, ob er den Zaubersand umtauschen könne. Der Arbeiter meint: „Natürlich!“ Also verlangt der Sandmann  normalen Sand. Da sagt der Arbeiter: „Gerne.“ , und gibt dem Sandmann normalen Sand. Damit geht der Sandmann zu den Kindern und streut ihnen Sand in die Augen.

 

 

Kapitel II: Nur Blödsinn

Als er alle Kinder mit Sand versorgt hat, denkt er: „Die Nacht ist ja noch lange nicht vorbei. Was mache ich denn jetzt?“ Er überlegt eine Weile. Dann kommt ihm eine Idee: „Ich könnte vielleicht ein paar Streiche spielen oder einfach Blödsinn machen. Da werden sich die Leute morgen früh wundern!“ Zuerst will er den Sand, den er noch übrig hat, loswerden. Er geht zu einem Auto, öffnet die Kühlerhaube - und schüttet den Sand in die Scheibenwaschanlage! „Hihi“, kichert er, „da hat der Autofahrer dann morgen Sand auf der Schreibe. Das ist lustig!“ Er geht weiter und kommt zu einem Lebensmittelgeschäft. Aus seiner Tasche kramt er einen dicken Filzstift hervor und schreibt damit auf die Scheibe: „Heute ist alles umsonst!“ Dann überlegt er, was er sonst noch anstellen könne.

Er kommt an einem Haus vorbei. Dort schreibt er an die Fensterscheibe: „Das war ich , der mit dem Sand.“

Er geht weiter und will noch mehr Streiche spielen. Weil es Sommer ist, fällt ihm etwas ganz Gemeines ein: Er geht zum Schwimmbad, klettert über den Zaun – und lässt das Wasser aus den Schwimmbecken! Dann macht er sich an den Duschen zu schaffen. Mit Klebstoff verstopft er alle Löcher in den Duschköpfen. Zum Schluss sägt er auf der Liegewiese noch ein paar Bäume ab. Aber die Nacht ist ja noch nicht vorbei.

Der Sandmann will Eis stibitzen. Aber da kommt die Polizei. Weil der Sandmann schwarz angezogen ist, denkt die Polizei, dass er ein Dieb ist und will ihn festnehmen. Doch bevor sie ihn festnehmen können, entkommt er, indem er ihnen Sand in die Augen streut. Sofort schlafen sie ein.

Aber der Sandmann Leopold hat nicht aufgepasst: Als er den Polizisten Sand in die Augen streut, bekommt er selbst einige Sandkörner in die Augen. Die machen ihn sofort so müde, dass er ebenfalls einschläft. Er beginnt bald zu träumen und stellt sich vor, wie es wäre, einen anderen Beruf zu haben. Sandmann ist er lange genug gewesen. Warum nicht mal etwas anderes ausprobieren? Aber es muss etwas sein, das man in der Nacht macht. Zum Beispiel Laternenputzer? Oder Traumfänger? Oder vielleicht könnte er sich als Schnarchbremse betätigen? Aber das gefällt ihm alles noch nicht.

 

Kapitel III: Als Schatzsucher unterwegs

Der Sandmann schläft tief und fest bis zum nächsten Morgen.

Als er aufwacht, erinnert er sich an seinen Traum. Er hat nämlich davon geträumt, ein Schatzsucher zu sein. Das wäre doch etwas: einen wertvollen Schatz finden! Also geht er in den Wald und sucht auf dem Boden nach auffälligen Erhebungen, unter denen etwas vergraben sein könnte. Aber statt irgendwelcher verdächtiger Erhebungen findet er nur eine verbeulte Coladose, einen löchrigen Socken und Bonbonpapier. Doch plötzlich entdeckt er unter einem Busch einen kleinen Hügel, so groß wie ein halber Fußball. Das könnte ein Schatzversteck sein! Mit seinen Händen beginnt er, die Erde abzutragen und zu buddeln. Nach einer Weile fühlt er etwas Hartes. Er zieht es heraus und ...

… es ist eine goldene Schatzkiste . Als er die Kiste aufmacht, entdeckt er den heiligen goldenen Sand. Der Sandmann rastet aus, weil es ihn nur ganz selten gibt. Er nimmt den Schatz und geht nach Hause. Dort kann er endlich etwas schlafen, denn er ist so müde. Und er träumt, dass er König wird und die ganze Welt beherrscht.