Kids & Teens

Der Geburtstagstraum

Kapitel I: Traumhafte Geschenke

Sebastian hat morgen Geburtstag. Er ist schon ganz aufgeregt. „Nun schlaf mal gut, mein Schatz“, sagt Mama, deckt Sebastian zu und gibt ihm einen Gutenachtkuss. „Und träum' was Schönes – träum' einen ganz besonderen Geburtstagstraum!“
Als Sebastian eingeschlafen ist, träumt er tatsächlich von seinem Geburtstag. Das fängt damit an, dass Mama ihn am Morgen nicht um sieben Uhr weckt, damit er in die Schule geht. Nein, Mama lässt ihn heute ausschlafen. Es ist ja Geburtstag. Und am Geburtstag muss man nicht in die Schule.
Sebastian träumt weiter, dass er irgendwann am Vormittag aufwacht. Er wundert sich: Heute darf er im Bett frühstücken. Das darf er sonst nie, weil sonst alles voller Krümel wird. Sagt Mama immer. Aber heute ist alles anders. Es ist ja Geburtstag.
Nach dem Frühstück im Bett muss sich Sebastian auch nicht anziehen; er darf den ganzen Tag im Schlafanzug rumlaufen. Und Zähneputzen, Händewaschen, Gesicht waschen und Haare kämmen – all das fällt heute aus. Es ist ja Geburtstag.
Dann kommt die Bescherung. Auf einem Tisch im Wohnzimmer liegen Sebastians Geburtstagsgeschenke, in wunderschönes Papier eingewickelt. Doch plötzlich ist Mama verschwunden. „Mama, wo bist du?“, ruft Sebastian. Keine Antwort. Egal, denkt er, die Geschenke sind jetzt das Wichtigste. Ganz schnell packt er sie aus: Da ist das ferngesteuerte Auto, das er sich so gewünscht hatte! Hurra! Und ein neuer Fußball. Und ein cooles T-Shirt, auf dem vorne steht: „Sebastian ist der Größte!“ Und zwei Kinderbücher mit Gutenachtgeschichten.
Dann liegt da noch ein Gutschein. Sebastian liest: „Du musst nie mehr dein Kinderzimmer aufräumen!“ Nicht mehr aufräumen? Hurra! Das hätte er sich nie träumen lassen. Aber es ist ja Geburtstag...

Danach ging er nach draußen in den Garten und sah auch dort einen Haufen Geschenke liegen, aber sonst sah er niemanden, auch nicht seine Mama. Er fand es sehr unheimlich und dachte sich: 'Wieso ist an meinem Geburtstag niemand da?'

Kapitel II: Die Geschenke werden immer kleiner

War er noch in seinem Traum? Oder war er schon wirklich wach? Er wusste es nicht. Er packte das erste Geschenk aus. Es war nicht sehr groß, ungefähr so groß wie ein Telefonhörer. Als er es ausgewickelt hatte, wurde er noch neugieriger: Darin befand sich eine Schachtel. Er öffnete sie, und was entdeckte er darin? Eine Maus! Und zwar eine weiße! 'Meine Güte', dachte er, 'was sind denn das für Geschenke? Oder träume ich noch?' Und er begann, das nächste Geschenk auszupacken.

Die Geschenke wurden immer kleiner. In der nächsten Schachtel war eine kleine Eidechse. Sebastian wunderte sich über seine Geschenke. Nun nahm er wieder ein Geschenk in die Hand; es war nur eine Schleife, und der Junge fragte sich, was sich wohl hinter dieser Schleife befinden würde. Er packte das winzige Päckchen vorsichtig aus: Darin war das, was er sich schon immer gewünscht hatte – eine Raupe.

Da bemerkte er ein noch kleineres Päckchen, das er fast übersehen hätte. Es war ungefähr so groß wie eine Erbse. Ganz vorsichtig löste er das Papier von der Mini-Schachtel und öffnete sie. Und was entdeckten seine verblüfften Augen? Zwei Ameisen, die sich gerade gegenseitig putzten! „Was ist denn das für ein Geburtstag?“, wunderte er sich. Aber da waren noch ein paar andere Päckchen.

Er machte alle restlichen Geschenke auf – bis auf eins; das hob er sich bis zum Schluss auf. Denn das war bestimmt ein ganz besonderes Päckchen. So löste Sebastian zuerst die Schleife, wickelte dann das Geschenk aus und war erstaunt: Es war genau das, was er sich schon immer gewünscht hatte. In der erbsenkleinen Schale saß ein winziger Elf. Aber natürlich! Das war ein Hausaufgabenhilfe-Elf. Der Elf sprach mit piepsiger Stimme:

„Hallo Sebastian! Ab heute bin ich deine Hausaufgabenhilfe. Das heißt aber nicht, dass ich alle Hausaufgaben für dich mache und du faulenzen kannst. Du musst dich schon anstrengen. Aber wenn du mal nicht weiter weißt, kannst du mich fragen. Ach ja, und noch etwas. Es gibt eine Bedingung, damit ich dich unterstütze: Für jede Hilfe, die du bei mir beantragst, musst du deiner Mutter im Haushalt helfen. Wäre das in Ordnung?“ Sebastian überlegte. Er überlegte lange. Sollte er sich wirklich darauf einlassen? Dann sagte er nach einer Weile:

„Es könnte ein schönes Vergnügen werden.“ Der Elf sagte: „Na schön, das mach ich schon. Aber“, meinte er weiter, „es kann etwas Schlimmes passieren. Also benutze meine Kräfte nicht so schnell und bedenke deine Wünsche.“ - „Nun“, sagte Sebastian, „morgen ist Schule, also stärke dich für den nächsten Tag.“ Am nächsten Tag war es dann so weit:

Kapitel III: Eine Zauberei - aus der Traum!

Nach dem Mittagessen machte sich Sebastian an seine Hausaufgaben. Der Elf saß im Bücherregal und wartete. Zuerst war Deutsch dran. Das war einfach, dabei hatte Sebastian keine Probleme und brauchte die Hilfe vom Elf erst mal nicht. Er wollte sich ja auch nicht unnötig Arbeiten im Haushalt aufhalsen. Aber dann die Rechenaufgaben. Die waren schon kniffliger. Für die ersten drei Aufgaben brauchte er eine Viertelstunde. Bei der vierten Aufgabe musste er grübeln und grübeln, und bald rauchte ihm der Kopf. Er rief: „Hallo, Elf, jetzt brauche ich dich doch einmal!“ Der Elf hüpfte vom Regal und sah sich die Aufgabe an. Dann meinte er: „Sebastian, ich hatte dir ja gesagt, dass vielleicht etwas Schlimmes passieren könnte, wenn du meine Hilfe anforderst. Willst du dieses Risiko wirklich eingehen?“ Sebastian dachte: 'So schlimm kann es nicht werden. Schlimmeres, als Geschirr abzutrocknen, gibt es ja wohl nicht.' Und er sagte zum Elf: „Ja, ich gehe das Risiko ein, ich will deine Hilfe!“

Der Elf sagte: „Wie du willst.“ Am nächsten Tag ging Sebastian mit seinem Elf in die Schule. Im Gang kam ihm Mr. Chrocker  entgegen. Plötzlich flog der Elf aus dem Schulranzen. Mr. Chrocker sah den Elf und geriet in Panik. Er rief, so laut er konnte: „Elfen, Elfen, Elfen!“ Auf einmal veränderte er sich: Ihm fielen die Haare aus und seine Ohren wuchsen nach unten. So wurde er der verrückte Lehrer Mr. Chrocker.

Sebastian verstaute den Elf schnell wieder im Schulranzen und ging in seine Klasse. Unterwegs flüsterte er noch in den Schulranzen hinein: „Und du bleibst da drin, bis die Schule aus ist! Verstanden? Ich will nicht, dass noch mehr passiert. Es reicht, dass Mr. Chrocker jetzt eine Glatze hat und Ohren bis zur Schulter!“ Aber da hatte sich Sebastian schwer getäuscht. Denn Elfen haben ihren eigenen Kopf und machen, was sie wollen. Und so passierte es, dass in der Deutschstunde plötzlich alle Fenster wie von Geisterhand aufflogen, und es kamen ungefähr hundert weitere Elfen hereingeflattert. „Hilfe!“, schrien die Kinder, und der Lehrer versteckte sich unter seinem Pult.
„Sebastian, aufstehen!“, rief plötzlich eine Stimme. Es war seine Mutter, die an seiner Schulter rüttelte: „Heute ist doch dein Geburtstag!“ Sebastian rieb sich die Augen: Es war Morgen und er lag in seinem Bett. „Hattest du denn einen schönen Geburtstagstraum?“, fragte Mama. Sebastian verzog das Gesicht: „Naja.“ - „Komm, zieh dich schnell an, und dann kannst du gleich deine Geschenke auspacken!“ Das ließ sich Sebastian natürlich nicht zweimal sagen. Er war ja schon so gespannt, was alles auf dem Gabentisch liegen würde...