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Glückspilz und Pechvogel

Es war einmal ein Pilz. Der wuchs im Wald. Sein Hut war weiß, und er hatte darauf rote Herzen. Deshalb nannte man ihn Glückspilz. Denn Herzen sind Liebe und Liebe ist Glück.

Und es gab einen Pechvogel. Das war ein Rabe, und der war schwarz. Dafür konnte er nichts. Warum er Pechvogel hieß, weiß man nicht so genau. Wahrscheinlich, weil Pech schwarz ist.

Jedenfalls kam der Pechvogel eines Tages in den Wald und entdeckte den Glückspilz am Boden. Wow!, dachte er, dieser Pilz hat ja Herzen am Hut!

„Hallo Herzpilz“, sagte der Pechvogel zum Glückspilz, „so einen Pilz habe ich noch nie gesehen! Du musst sicher sehr glücklich sein, wenn du so viele Herzen am Hut hast!“

„Naja“, sagte der Glückspilz, „ich weiß nicht. Ich habe immer Angst, dass mal jemand kommt und mich rausreißt oder abschneidet. Die Menschen tun das manchmal und essen dann die Pilze auf. Ich will aber noch sehr lange leben und nicht in der Pfanne landen! Deshalb habe ich ein wenig Angst.“

„Und ich“, meinte der Pechvogel, „ich möchte kein Pechvogel mehr sein, sondern ein Glücksvogel. Kannst du mir ein paar von deinen Herzen ausborgen? Nicht für lange, und ich geb' sie dir auch wieder zurück. Und dann pass ich auf dich auf.“

„Würdest du das tun?“, fragte der Glückspilz und freute sich. „Ja, dann pick dir ein paar rote Herzen von meinem Hut und kleb' sie auf deine Flügel! Aber du kommst wieder, versprochen?“

„Ja, natürlich“, sagte der Pechvogel, „versprochen.“

Der Pechvogel flog mit vier roten Herzen auf seinen Flügeln davon. Der Glückspilz stand weiter auf dem Waldboden und wartete.

Nach zwei Stunden hörte er Flügelgeflatter in der Luft. Ist das der Pechvogel, der jetzt auf mich aufpassen will?, dachte der Glückspilz.

Und tatsächlich: Der Pechvogel war wieder da. Aber er war nicht alleine. Er hatte noch einen anderen Pechvogel mit zwei Kindern mitgebracht. Es war eine liebe Rabenmutter.

„Hallo, Glückspilz“, sagte der Pechvogel, „du hast mir mit deinen roten Herzen Glück gebracht und ich habe dadurch eine liebe Frau mit zwei Kindern gefunden, weil sie die Herzen auf meinen Flügeln so schön fanden!“

Und der Pechvogel, der ab heute Glücksvogel hieß, wohnte mit seiner Glücksfrau und den beiden Kindern jetzt immer im Wald. Und sie passten zusammen ganz genau auf, dass niemand dem Glückspilz etwas Böses tat.

© Matthias Hoppe