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Dem Specht ist schlecht

Vielleicht habt ihr bei einem Spaziergang im Wald schon mal einen Specht gehört, wie er mit seinem spitzen Schnabel an einen Baum geklopft hat: Klopf, klopf, klopf. Aber so schnell, wie der klopft, kann man es gar nicht sagen. In einer einzigen Sekunde macht er das nämlich zwanzig Mal! Wenn wir unseren Kopf so schnell und so oft gegen einen Baumstamm hauen würden, dann bekämen wir bestimmt Kopfschmerzen, vielleicht sogar eine Gehirnerschütterung. Aber Spechte bekommen nie Kopfschmerzen!

Jedenfalls klopfte ein Specht mal wieder ganz eifrig mit seinem Schnabel an einem Baum rum. Unter der Rinde oder in den Rillen fing er dann Insekten mit seiner klebrigen Zunge. Das ging blitzschnell. Heute hatte er besonders viel Beute. Und er klopfte immer heftiger und schneller – und fraß und fraß. Er konnte gar nicht aufhören.

Aber irgendwann musste er doch eine Pause machen, weil er plötzlich ein ganz komisches Gefühl im Magen hatte. Ihm wurde sauübel und er konnte sich gar nicht mehr richtig am Baum festhalten. Also flog er schnell hinunter auf den Waldboden und setzte sich dort hin. Dann rief er nach seiner Frau. Die kam auch gleich und wollte wissen, was los ist. „Mir ist so schlecht“, sagte der Specht, „ich glaube, ich muss mich übergeben. Aber es geht irgendwie nicht. Oh, ist mir schlecht!“

„Da weiß ich was“, sagte die Frau Specht. „ich habe nämlich mal von einem Trick gehört, den die alten Römer vor zweitausend Jahren hatten, wenn sie kotzen wollten.“

Sie zupfte sich eine Feder raus und sagte zu ihrem Mann: „So, und jetzt mach' mal deinen Schnabel ganz weit auf! Gaanz weit. Ja, so ist es gut.“

Mit der Feder, die die Frau Specht in ihrem Schnabel hatte, kitzelte sie dann ihren Mann ganz hinten in seinem Hals. Und es dauerte nicht lange, da musste der Specht so arg würgen, dass alles rauskam , was in seinem Magen war. Und das war eine Menge.

„Geht's dir jetzt besser?“, fragte die Frau Specht, als sich ihr Mann ausgekotzt hatte.
„Ja, schon viel besser. Danke.“

Frau Specht schaute ihrem Mann in die Augen: „Und was lernen wir daraus?“ Der Specht überlegte: „Ich würde sagen, dass die alten Römer gar nicht so dumm waren.“ Frau Specht lachte: „Das kann aber nicht alles sein. Wie wär's damit: Nicht so gierig und so viel fressen, mein Lieber! Davon wird einem nur schlecht. Das war dein Fehler.“

Und so kam es, dass der Specht ab diesem Tag etwas langsamer klopfte.

© Matthias Hoppe