Der Buchbauch

Felix und Susi haben viele Kinderbücher. Die warten darauf, angeschaut und vorgelesen zu werden. Wenn die Bücher im Regal stehen, sieht man von ihnen nur den Buchrücken. Das ist die schmale Seite des Buches, auf dem immer steht, worum es geht und wer es geschrieben hat. Sonst sieht man nichts – nicht die Vorderseite des Buches, nicht das, was in dem Buch steht, und auch nicht den Buchbauch.

Wieso hat ein Buch einen Bauch?, denkst du vielleicht. Naja, wenn es einen Buchrücken gibt, muss es auch einen Buchbauch geben. Und das ist wie bei uns: Der Bauch ist genau gegenüber vom Rücken. Beim Buch sind das die Kanten der Seiten, die man aufblättern kann.
Eines Tages gab es Streit im Bücherregal. Dem Rücken des Hexenbuchs war langweilig und er wollte ein bisschen motzen. „Du Buchbauch da hinten“, sagte er, „auf dir steht ja gar nichts. Auf mir steht, dass das ein Hexenbuch ist. Aber du bist weiß und leer! Auf den Kanten deiner Seiten kann man gar nichts lesen!“

„Ach, du bist gemein“, sagte der Buchbauch beleidigt „dafür kann man dich aber nicht aufblättern! Mich schon. Und dann können Felix und Susi die Bilder anschauen, und Papa und Mama lesen vor.“
Der Buchrücken motzte weiter: „Nein, du bist einfach nur nackig, igitt! Aber auf mir stehen Buchstaben und Wörter!“
„Ja, aber nur ein paar ganz wenige,“ motzte der Buchbauch zurück, „auf meinen Seiten stehen tausende von Wörtern! Ganze Geschichten!“

„Moment mal“, meldete sich auf einmal die Vorderseite des Buches, „wieso streitet ihr? Seid ihr noch ganz bei Trost? Was würdet ihr denn tun, wenn es einen von euch beiden nicht mehr geben würde? Wenn es keinen Rücken gäbe, dann würde unser Buch auseinanderfallen, und die Hexengeschichten wären nur noch lose Blätter. Und wenn es keinen Bauch mit den vielen Seiten geben würde, dann wär's überhaupt kein Buch. Dann wär's nur eine leere Hülle. Wollt ihr das?“

Buchrücken und Buchbauch überlegten. - „Sollen wir uns wieder vertragen?“, fragte plötzlich der Buchrücken den Buchbauch. „Das war, glaube ich, ziemlich blöd von mir. Tschuldigung!“
„Ist schon gut“, sagte der Buchbauch, „ich glaube, wir gehören einfach zusammen! Und so soll es auch bleiben, damit Felix und Susi ein heiles Buch haben.“