Kids & Teens

Von grünen Daumen und Hühneraugen

„Mama“, fragt Felix seine Mutter, „warum wird so viel gelogen?“ - „Wie meinst du das?“, fragt Mama zurück. - „Naja“, sagt Felix, „unsere Nachbarin hat gesagt, du hättest einen grünen Daumen. Aber du hast doch überhaupt keinen grünen Daumen! Dein Daumen ist völlig normal!“
Mama muss lachen: „Das sagt man so, wenn jemand viel Glück mit Pflanzen und Blumen hat. Das heißt dann grüner Daumen.“

„Und Oma hat auch mal gelogen“, sagt Susi, „ sie hat gesagt, sie hätte Hühneraugen. Aber ich hab' ihr in die Augen geschaut, und die sahen überhaupt nicht aus wie Augen von Hühnern!“
„Ach, Kinder“, sagt Mama und muss schon wieder grinsen, „Hühnerauge nennt man eine dicke Hornhaut oben an der Fußzehe. Das sagt man nur so. Oma hat nicht gelogen. Das ist halt unsere Sprache.“

„Das ist aber eine komische Sprache“, grübelt Felix, „Tante Hanne hat letztens gesagt, sie hätte Ameisen im Bauch und ihr Herz würde brennen. Hat sie Ameisen gegessen und Feuer geschluckt? Ameisen im Bauch – igitt! Und wenn das Herz brennt, ist man tot. Da hat sie doch gelogen!“
„Nein“, sagt Mama, „Tante Hanne hat sich verliebt! Das ist doch toll! Wenn man verliebt ist, dann kribbelt es im Bauch und man ist ganz aufgeregt – so als ob da Ameisen rumkrabbeln und einen kitzeln würden. Und es wird einem ganz warm ums Herz. Tante Hanne hat nicht gelogen, sie hat auch keine Ameisen gegessen und ihr Herz brennt nicht wirklich. Aber sie fühlt es so. Und unsere Sprache hat für dieses Gefühl eben etwas komische Wörter.“

„Papa hat auch gelogen!“, ruft Susi, „als wir gestern im Supermarkt waren, hat er gesagt, du wärst blauäugig. Dabei hast du braune Augen, das sehe ich genau!“ Mama muss lachen: „Blauäugig? Das sagt man zu jemandem, der auf irgendeine Schummelei reinfällt. Und ich wäre gestern fast auf ein falsches Sonderangebot reingefallen. Deshalb hat Papa das gesagt.“ - „Naja, wenn das so ist...“, meint Felix. „Gibt's noch mehr solcher komischer Redensarten?“
„Na klar“, meint Mama. „Aufgepasst: Draußen regnet es Katzen und Hunde. Auf der Wiese geht ein Kamel durch ein Nadelöhr und tritt danach in ein Fettnäpfchen. Das ist doch Jacke wie Hose, sagt das Kamel, auch wenn's auf keine Kuhhaut geht. Moment, ich glaub', mich tritt ein Pferd. Also, Hals- und Beinbruch!“

© Matthias Hoppe