Kids & Teens

Der Wolf und er Biber Albrecht

Es gab einen Schrottplatz. Dort standen viele kaputte Autos. Dieser Schrottplatz gehörte einem Herrn Wolbeck. Der saß in seiner Hütte und zählte den ganzen Tag nur Schrauben. Einhundertfünfundsiebzig, einhuntersechsundsiebzig, einhundertsiebenundsiebzig...
Eines Tages kamen ein kleiner Wolf und ein Biber mit Namen Albrecht vorbei, entdeckten die vielen Autos und dachten: 'Das wäre doch ein tolles Zuhause für uns! In einem Auto wohnen – ein Traum!' Und sie schlüpften durch den Zaun. Der kleine Wolf suchte sich einen Opel aus, und der Biber Albrecht einen Audi.
Herr Wolbeck zählte weiter seine Schrauben: zweihundertelf, zweihundert-zwölf und so weiter...
Biber Albrecht streichelte das Lenkrad seines Audis und spielte an den Knöpfen. Dann ging er mal raus und zerbiss Autoreifen.
Der kleine Wolf hatte in seinem Opel das Radio entdeckt und hörte Musik.
Irgendwann war es ihnen aber langweilig, und sie wollten wissen, was in dieser Hütte war. Sie schauten durchs Fenster und sahen, dass Herr Wolbeck Schrauben zählte. Dreihundertfünfundzwanzig, dreihundert-sechsundzwanzig...
„Na“, sagte der kleine Wolf, „hat der nichts Besseres zu tun?“
„Das werden wir gleich ändern“, meinte der Biber Albrecht, „komm, wir suchen Schrauben!“
Und sie sammelten auf dem ganzen Schrottplatz alle Schrauben ein, die sie finden konnten. Damit gingen sie zur Hütte vom Herrn Wolbeck, öffneten die Tür und schütteten alle Schrauben, die sie gefunden hatten, auf den Haufen, den der Wolbeck schon gezählt hatte.
„Was soll das?“, schrie Herr Wolbeck, „was macht ihr da? Jetzt muss ich wieder von vorne anfangen!“
„Hihi“, kicherte der Biber Albrecht und zerbiss einen Autoreifen, der an der Wand hing.
„Tja“, sagte der kleine Wolf. „Pech gehabt, wir haben dich erwischt. Nur Schrauben zählen? Den ganzen Tag? Was ist denn das für ein Leben?“
„Naja“, meinte Herr Wolbeck kleinlaut, „ich  muss doch zählen!“
„So ein Blödsinn“, sagte der Biber Albrecht, „jetzt zähl mal deine Finger. Zehn, oder? Und was könntest du mit deinen zehn Fingern alles machen? Überleg' mal!“
Und Herr Wolbeck zählte seine Finger. Es waren tatsächlich zehn. Und er überlegte. Dann nahm er seine zehn Finger und formte aus Knetgummi einen Teddybären. Er ging hinaus aus seiner Hütte, lief zum nächsten Haus und schenkte ihn der kleinen Selina.

© Matthias Hoppe