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Die schnarchende Forelle

Hinter dem großen Wald gab es einen mittelgroßen Forellenteich. Darin lebten Forellen, klar, sonst würde er ja nicht so heißen. Es waren dreiundfünfzig an der Zahl. Und jede hatte eine Nummer, von eins bis dreiundfünfzig.
Es war friedlich im Forellenteich. Jeder der Fische fand genug Nahrung und es gab keinen Streit. So hätte das ewig weiter gehen können. Ging es aber nicht. Denn eines Nachts wachten die Forellen auf und hörten ein Geräusch unter Wasser.
„Was ist das?“, fragte Forelle Nummer Zwölf, „so etwas habe ich noch nie gehört.“
„Es klingt, als ob jemand einen Baum absägt“, meinte Forelle Nummer Dreiundvierzig.
„Quatsch“, lachte Forelle Siebenundzwanzig, „hier im Teich gibt's doch überhaupt keine Bäume! Das muss etwas anderes sein.“
Und sie machten sich auf die Suche. Sie durchschwammen den ganzen Teich – von rechts nach links, von vorne nach hinten und von oben bis unten. Woher kam nur dieses komische Geräusch? „Bei diesem Lärm kann man unmöglich schlafen!“, rief Forelle Neunundvierzig.
Plötzlich kam Forelle Nummer Dreiundfünfzig dem Geräusch näher. Es klang so, als käme es vom Grund des Teiches. Forelle Dreiundfünfzig schwamm tiefer, bis sie am Boden angelangt war. Und da fand sie die schlafende Nummer Dreißig – und die schnarchte! „Kommt mal alle her!“, rief Nummer Dreiundfünfzig, „ich hab das Geräusch!“
Die anderen kamen natürlich sofort. „Was machen wir jetzt mit der schnarchenden Nummer Dreißig?“, fragte Forelle Nummer Fünfeinhalb. Die war noch klein, also eine halbe Portion. „Wir müssen sie aufwecken“, sagte Nummer Eins, die Chefin. Also weckten sie sie auf. Als Nummer Dreißig richtig wach war, fragte sie verwundert: „Was ist denn mit euch los? Warum schlaft ihr nicht? Ich hab so toll geträumt! Warum habt ihr mich geweckt?“
„Du hast so laut geschnarcht, dass wir aufgewacht sind. Weiß jemand von euch ein Mittel gegen Schnarchen?“, fragte die Chefin die anderen.
„Ich hab mal gehört,“, sagte Nummer Siebzehn, „dass man nicht schnarcht, wenn man auf der Seite liegt. Aber im Schlaf dreht man sich ja immer wieder mal um und liegt dann wieder auf dem Rücken. Das wird schwierig.“
„Also“, sagte die Chefin, „dann machen wir es jetzt so: Jede Nacht schläft abwechselnd eine von uns direkt neben der Nummer Dreißig. Und wenn sie schnarcht und ihr davon aufwacht, dreht ihr sie wieder auf die Seite.“
„Muss ich das auch?“, fragte die kleine Fünfeinhalb. „Nein“, sagte Nummer Eins, „du bist noch klein und musst noch wachsen. Und dazu brauchst du deinen ungestörten Schlaf.“ - Ab dieser Nacht konnten die Forellen wieder besser schlafen. Denn immer, wenn Nummer Dreißig mal schnarchen und Bäume absägen wollte, bekam sie die Seitendrehung verpasst. Dann war wieder Ruhe im Karton – äh, im Teich.

© Matthias Hoppe