Kids & Teens

Der Sandmann mit den Glitzerkörnern

Der Sandmann Leopold wohnt draußen vor der Stadt in einer kleinen Hütte. Wenn die Kinder abends eingeschlafen sind, macht er sich  auf den Weg.
Er kramt aus einer Schublade sein kleines, leeres Sandsäckchen hervor und steckt es in die Manteltasche. Denn er muss erst Sand holen. Und zwar auf der Baustelle am Kreisverkehr. Das hat er zumindest bisher jeden Abend so gemacht. Doch als er heute zu der Baustelle kommt, reibt er sich die Augen: Die Sandhaufen sind verschwunden.
Leopold steckt das leere Säckchen wieder in die Manteltasche und verlässt die Baustelle. Nach Hause kann er nicht gehen. Nicht, ohne vorher seine Arbeit erledigt zu haben. 
Nach einer Weile kommt der traurige Leopold heraus aus der Stadt auf eine Wiese. Durch diese Wiese schlängelt sich ein kleiner Bach. Ganz dunkel ist es hier draußen, der Mond und die Sterne sind von vielen Wolken verdeckt.  
Plötzlich wird es heller auf der Wiese. Die Wolken, die sich vor den Mond geschoben hatten, werden von einem kräftigen Wind weggeblasen. Der gute, alte Mond, denkt Leopold. Der muss nicht jeden Abend Sandmann sein. Der muss nur leuchten.
Oder dieses Bächlein hier. Das muss nur fließen. Und es fließt von ganz alleine. Nur mein Sand, der kommt nicht von ganz alleine in mein Säckchen.
Und jetzt sieht er es: In dem flachen Wasser glitzert und glänzt etwas. Ja: Dieser Bach hat Glitzersand am Boden! Jede Menge Glitzersand! 
„Ich bin gerettet! Guter Mond, ich bin gerettet!“ Leopold hüpft vor Freude durch das Wasser. „Wenn du nicht leuchten würdest, dann hätte ich den Glitzersand nie gesehen! Danke, lieber Mond!“ Und Sandmann Leopold holt sein Säckchen aus dem Mantel und füllt es mit dem Glitzersand.
Dann macht er sich wieder auf den Weg in die Stadt. Und streut jedem schlafenden Kind ein paar winzige Glitzerkörner in die Augen. Die werden sich morgen früh wundern, denkt er. Werden in den Spiegel schauen und wollen sich dann wahrscheinlich gar nicht die Augen auswaschen, weil sie den ganzen Tag glitzern wollen!!
 
© Matthias Hoppe