Kids & Teens

Sebastian, der Zauberschüler

Kapitel I: Kraft für Notfälle

„Mama, ich möchte zaubern lernen!“, sagte Sebastian. „Na, dann wünsch' dir doch zum Geburtstag einen Zauberkasten!“, meinte Mama.
„Nein, Mama, ich meine richtig – bei einem Zauberer in einer Zauberschule!“
Mama holte das Telefonbuch und suchte nach einer Zauberschule. Es gab tatsächlich eine. Sie rief dort an und fragte den Zauberer, ob er noch einen Platz für Sebastian frei hätte. Der freute sich und sagte ja.
Der Zauberer war ein sehr netter Mann und hieß Zadok. In der ersten Stunde brachte er Sebastian schon zwei Zaubertricks bei: Zuerst, wie man aus einem Hühnerei ein Meerschweinchen macht. „Aber du darfst niemandem verraten, wie das geht!“, sagte Zauberer Zadok.
Dann lernte Sebastian den Milch-Trick. Zadok goss Milch in ein Glas und legte ein großes Tuch darüber. Dann sagte er einen Spruch, zog das Tuch wieder weg – und das Glas war voll mit Popcorn! 'Wow', dachte Sebastian, 'das ist ja toll! Ich werde ein richtiger Zauberer! Und wenn ich mal Lust auf Popcorn habe, weiß ich ja jetzt, wie das geht.' - Zu Hause wollte er es gleich ausprobieren. Er goss Milch in ein Glas, legte ein großes Taschentuch darüber, sagte den Zauberspruch und zog dann das Taschentuch wieder weg. „Iiihh“, rief Mama, „da  sind ja lauter verrostete Schrauben drin! Und wo ist die Milch?“
'Mist!', dachte Sebastian, 'da ist etwas schief gegangen. Wahrscheinlich habe ich einen falschen Zauberspruch gesagt'.

Am nächsten Tag wollte Sebastian wieder in die Zauberschule gehen und fragte seine Mutter: „Mama, darf ich bitte in die selbe Zauberschule gehen?“ Seine Mutter antwortete: „Natürlich darfst du, aber dieses Mal kommst du um 16 Uhr raus!“ - „Fährst du mich denn jetzt gleich in die Zauberschule?“, fragte Sebastian. „Okay, steig ins Auto ein“, antwortete seine Mutter. Und sie fuhren zur Zauberschule. Dort begrüßte Zadok sie. Diesmal hatte er Blitz, Feuer, Wasser, Eis und Erde mitgebracht. Aber zuerst fragte Sebastian: „Wieso haben meine kleine Zaubersprüche nicht funktioniert?“ Zadok meinte: „Weil ich dir noch nicht deine Kräfte gegeben hatte. Und du darfst deine Sachen nur im Notfall benutzen!“ Sebastian fragte: „Und wann bekomme ich die Kraft?“ - „Jetzt!“, antwortete der Zauberer. Und Sebastian bekam tatsächlich die Kraft für Notfälle.

Kapitel II: Die Fahrradunfälle

Ein solcher Notfall trat schon am nächsten Tag ein. Auf dem Heimweg nach der Schule stürzte er mit dem Fahrrad so unglücklich, dass er am Knie blutete. Es tat höllisch weh. Seine Hose war zerrissen, und das Vorderrad seines Fahrrads hatte eine Delle abbekommen. Er schob das Fahrrad nach Hause. Seine Mutter erschrak sehr, als sie ihren blutenden Jungen sah, und wollte ein Pflaster holen. „Nein, Mama, lass mal“, sagte Sebastian, „das ist jetzt so ein Notfall, bei dem ich meine Kräfte einsetzen darf.“ Und er sagte: „Bluttibluttiwegfidibussi!“ Plötzlich blutete sein Knie nicht mehr, und die Wunde war verheilt. Dann sagte er: „Hosihosiganzifidibussi!“ Und die Hose sah wieder wie neu aus. Als letztes sagte er: „Radiradidelliwegfidibussi!“ Und die Delle am Fahrrad war nicht mehr zu sehen.
Aber am nächsten Tag stürzte er schon wieder mit dem Fahrrad.

Doch diesmal  war die Delle am Fahrrad viel größer und die Hose sah noch schlimmer aus. Sebastian blutete sehr stark. Er versuchte den Zauberspruch noch einmal. Aber jetzt  funktionierte er nicht. So oft er es auch versuchte - es war hoffnungslos. Sebastian fragte  sich: „Wieso funktioniert es nicht mehr? Es hat gestern doch gut geklappt!“

Kapitel III: Eine zauberhafte Hose

Am Nachmittag brachte seine Mutter ihn wieder in die Zauberschule. Sebastian fragte sofort seinen Lehrer, wieso der Zauberspruch nicht funktioniert habe. „Was?“ fragte Zadok, „und wie siehst du überhaupt aus?“ Sebastian erklärte ihm, was passierte war. „Ach so!“, meinte Zadok, „das Gleiche kann man nicht noch einmal zaubern, es geht nur einmal.“ 

„Das ist ja blöd“, sagte Sebastian, „und da kann man gar nichts machen? Ich habe nur diese eine Hose!“ Zadok schüttelte den Kopf: „Leider nein. Außer...“ Jetzt wurde Sebastian hellhörig: „Ja? Außer was?“ Zadok grinste und meinte dann: „Wir können deine Hose zwar nicht mehr reparieren, aber es gibt vielleicht eine andere Möglichkeit.“ Jetzt wurde Sebastian total neugierig und wollte wissen, was denn diese andere Möglichkeit sei. Zadok fragte ihn: „Bist du mutig, Sebastian? Würdest du dich auf ein Experiment einlassen?“ Sebastian nickte. „Dann mach die Augen zu“, sagte Zadok. Sebastian schloss die Augen und Zadok flüsterte: „Hosihosineufidibussi! So, jetzt kannst du die Augen wieder aufmachen.“ Sebastian öffnete die Augen und schaute an sich herunter: Er hatte eine völlig neue Hose an! Aber wie sah die denn aus? Knallig lila mit rosa und gelben Flecken, dazwischen ein paar weiße Sternchen – und bunte Federn am Po! „Wow!“, rief Sebastian, „das ist ja eine irre Hose! So eine hatte ich noch nie! Toll! Wir haben zwar noch keinen Fasching, aber mit dieser Hose werde ich in der Schule sicher auffallen.“ Und so war es auch. Alle Klassenkameraden waren neidisch auf Sebastians zauberhafte Hose. Der aber lachte sich ins Fäustchen. Und dass er in die Zauberschule ging, behielt er natürlich für sich. Das war und blieb sein Geheimnis.