Kids & Teens

Nettis Abenteuer

Folge 1: Die Geburtstagsfeier

Netti ist ein kleiner Kobold mit einem lustigen grünen Haarschopf. Er lebt im Bürgerhaus in der Kreuzstraße, genauer gesagt, auf einem Computerbildschirm. Und die ganze Welt kann ihn sehen. Wer einen Computer mit Internet-Anschluss hat und www.kidnetting.de eingibt, kann ihn auf der Startseite gleich oben rechts entdecken. Netti wacht darüber, dass auf dieser Homepage immer nützliche Dinge stehen, die für Kinder und Jugendliche interessant sind. Das können Tipps und Informationen zum Jugendsportzentrum neun sein, zur Musikschule, zur Kinderbücherei in der Stadtbücherei, zum Spielmobil oder zum Jugendzeltlagerplatz und dem Jugendkulturzentrum Fronte 79.
Eines Tages bekommt Netti eine überraschende E-Mail von einem unbekannten Absender. Darin steht: „Lieber Netti, wir haben erfahren, dass Du morgen Geburtstag hast. Deshalb möchten wir Dir gerne gratulieren und laden Dich für morgen um 15 Uhr ins Café Moritz am Rathausplatz ein. Ein paar Freunde.“ Netti ist verwundert: Wer könnte ihm das geschickt haben? Aber weil er neugierig ist, beschließt er, der Einladung zu folgen. Am nächsten Nachmittag um kurz vor drei steigt er aus dem Bildschirm und macht sich auf den Weg. Zum Rathausplatz ist es ja nicht weit. Als er zum Café Moritz kommt, wartet vor der Tür eine Kellnerin auf ihn. „Hallo, Netti“, sagt sie, „herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Das wird jetzt eine Überraschung. Deshalb darfst du zunächst nichts sehen.“ Netti ist perplex: Was passiert hier? Aber er lässt es zu, dass die Kellnerin ihm eine Augenbinde anlegt. Dann führt sie ihn ins Café. Sie kommen zu einem runden Tisch, der festlich gedeckt ist. In der Mitte steht eine große Geburtstagstorte mit Kerzen und aus den Lautsprechern tönt leise festliche Musik. An dem Tisch sitzen mehrere Personen, die Netti aber noch nicht sehen kann. Die Kellnerin geleitet ihn zu dem einzigen noch leeren Stuhl, er nimmt Platz, dann nimmt sie ihm die Binde ab. Netti schaut in die Runde und reibt sich die Augen: Das sind doch alles Leute, die er aus dem Fernsehen oder Radio kennt! Wie kommen die hier her? Die Kellnerin schmunzelt: „Darf ich vorstellen? Da ist zum einen das Sandmännchen. Es kommt aus Leipzig. Daneben der Pumuckl aus München und die Maus aus Köln. Dann haben wir ein Mainzelmännchen aus Mainz. Weiter gehts mit dem Ohrenbär aus Berlin. Keinen so weiten Weg hatte der rote Drache Schanzi, das Maskottchen des FC Ingolstadt 04. Und schließlich ist auch noch die Biene Maja aus Mainz gekommen.“ Netti ist sprachlos. Das ist wirklich eine Überraschung, wie er sie noch nie erlebt hat. Und plötzlich fangen seine Gäste an zu singen: „Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, lieber Netti, happy birthday to you!“ Netti kann es kaum fassen. Schanzi ruft: „Jetzt musst du die Kerzen ausblasen und dir etwas wünschen!“ Netti holt tief Luft, pustet die Kerzen aus und wünscht sich, dass dieser Tag nie zu Ende geht. Der Ohrenbär erhebt sich und wird ganz feierlich: „Lieber Netti, wir sind gekommen, um dir ganz herzlich zu gratulieren. Mit deiner Arbeit bei kidnetting machst du vielen Kindern immer wieder eine große Freude, so wie wir alle das ebenfalls versuchen. Kinder sind doch das Wertvollste auf der Welt! Und deshalb wünschen wir dir weiter viel Kraft, Inspiration und Kreativität bei dieser tollen Aufgabe!“ Dann darf Netti die Geburtstagstorte anschneiden. Jeder bekommt ein großes Stück, nur Schanzi braucht zwei. Es wird ein sehr lustiger und unterhaltsamer Nachmittag; denn alle erzählen von ihrer Arbeit und wie sie die Kinder erfreuen. Mancher gibt den anderen auch nützliche Tipps. Gegen Abend ist Abschiednehmen angesagt. Alle versprechen sich, solche Treffen in Zukunft regelmäßig abzuhalten. Netti geht nach Hause und ist ganz erfüllt von diesem grandiosen Erlebnis. Er steigt wieder in seinen Bildschirm, doch bevor er einschläft, schreibt er noch unter sein Foto: „Jeder Tag sollte ein Geburtstag sein!“

Folge 2: Der Fahrradunfall

An einem Donnerstag um die Mittagszeit denkt Netti: ‚Ich könnte eigentlich mal wieder einen Ausflug machen.‘ Er steigt aus dem Bildschirm, verlässt das Bürgerhaus, läuft zum Rathausplatz und dann weiter in die Spitalstraße. Dort kommen ihm viele Schüler entgegen – die meisten zu Fuß auf dem Weg zum Bus, einige mit dem Fahrrad. ‚Die sind sicher vom Christoph-Scheiner-Gymnasium‘, denkt Netti, ‚sie sind bestimmt froh, dass die Schule aus ist.‘ Plötzlich sieht er, wie ein Mädchen auf dem Fahrrad aus der Bauhofstraße abbiegen will. Aber sie ist viel zu schnell, verliert die Kontrolle über das Fahrrad und stürzt auf die Straße. Sofort eilen mehrere Schüler zu ihr. „Das ist Claudia“, ruft einer, „hast du dir was getan?“ Netti geht ebenfalls zu der Unfallstelle und sieht, dass Claudia am rechten Knie blutet. Sie wimmert und scheint große Schmerzen zu haben. „Hat jemand von euch ein Handy?“, fragt Netti in die Runde, „wir müssen einen Krankenwagen rufen. Vielleicht hat sie sich etwas gebrochen.“  Ein Junge aus der achten Klasse übernimmt das sofort. Es dauert nur sechs Minuten, bis der Rettungswagen eintrifft. Der Notarzt untersucht Claudia und sagt dann: „Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen. Das Knie muss geröntgt werden.“ - „Und wir müssen die Eltern benachrichtigen“, meint Netti. „Claudia, weißt du eure Telefonnummer auswendig?“ Claudia nennt sie und ein anderer Junge ruft ihre Eltern an. „Kann ich ins Krankenhaus mitfahren?“, fragt Netti einen der Sanitäter. Der nickt, und so steigt Netti zu Claudia in den Krankenwagen. Währenddessen bringt einer von Claudias Klassenkameraden das lädierte Fahrrad zurück zur Schule.
Auf dem Weg ins Krankenhaus meint Claudia mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht: „Ich kenne dich. Du bist der Netti aus dem Internet. Schön, dass du mich nicht alleine lässt.“ - „Na hör mal“, sagt Netti, „das ist doch wohl selbstverständlich! Ich bin ein Kümmerer, das ist mein Job. Aber du bist wohl viel zu schnell in die Kurve gefahren.“ Claudia nickt: „Ja, das war ziemlich blöd. Aua, mein Knie!“ Im Krankenhaus wird Claudia gleich in die Röntgenabteilung gebracht. Netti weicht ihr nicht von der Seite. Als sich der Arzt die Röntgenaufnahmen angeschaut hat, meint er: „Zum Glück ist nichts gebrochen. Aber sie hat eine ziemlich große Platzwunde. Die muss genäht werden.“ Claudia erschrickt: „Was? Genäht? Mit einer Nadel?“ Der Arzt versucht sie zu beruhigen: „Das ist halb so schlimm. Du bekommst eine örtliche Betäubung, da spürst du dann so gut wie gar nichts.“ Inzwischen sind auch Claudias Eltern im Krankenhaus eingetroffen. Als sie zur Röntgenabteilung kommen, wird Claudia gerade zum Nähen in ein anderes Behandlungszimmer geführt. „Können wir mit dabei sein?“, fragt Claudias Vater eine Krankenschwester. „Nein, das geht leider nicht. Sie müssen hier draußen warten. Du auch, Netti. Dort drüben sind ein paar Stühle. Aber so lange wird es nicht dauern.“ Claudias Eltern sind erstaunt, hier auf einen kleinen Kobold zu treffen. Netti stellt sich vor und erzählt von dem Unfall. „Na, zum Glück ist nichts gebrochen“, meint Claudias Mutter. „Danke, Netti, dass du dich gekümmert hast!“ Nach einer knappen halben Stunde öffnet sich die Tür und Claudia kommt leicht humpelnd heraus. Die Eltern nehmen sie in den Arm und sind erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist. „Aber morgen bleibst du noch zu Hause“, sagt Claudias Mutter, „und Papa wird dein Fahrrad von der Schule holen.“ Beim Abschied meint Netti noch: „Gute Besserung, Claudia! Und fahr‘ beim nächsten Mal nicht so scharf in die Kurve!“ Aber das hat Claudia schon längst kapiert. Netti geht nach Hause, steigt in den Bildschirm und schreibt unter sein Foto: „Jeden Tag eine gute Tat!“

Folge 3: Der Zwergenaufstand

Bei seinem heutigen Ausflug kommt Netti an einem Haus mit einem großen Garten vorbei. Und dort geht es ziemlich turbulent zu: Die sechs Gartenzwerge, die sich in dem Garten befinden, sind in einen heftigen Streit geraten. Netti bleibt am Zaun stehen und beobachtet das Geschehen. „Nein!“, ruft der größte der Zwerge, „Gartenzwerge waren schon immer nur Männer. Das ist Tradition. Und das muss auch so bleiben!“ Die anderen Zwerge protestieren: „Das ist überhaupt nicht einzusehen! Warum sollen wir keine Frauen haben? Dann könnten wir Kinder bekommen und Familien gründen!“ Aber Otto, der Oberzwerg, bleibt stur und erzählt alle möglichen Geschichten über Frauen:  Zum Beispiel, dass sie morgens das Bad blockieren würden und sich stundenlang schminken müssten. Und im Garten könnten sie wahrscheinlich auch nicht arbeiten, weil sonst ihr roter Lack von den Fingernägeln abgehen würde. Außerdem seien sie viel zu schwach für die Gartenarbeit. Und jede würde bestimmt zehn Paar Schuhe mitbringen. „Und diese vielen Schuhe müsst ihr dann putzen! Wollt ihr das?“ Aber die anderen Zwerge sind damit nicht zu überzeugen und bestehen darauf, Frauen zu bekommen. Das geht so weit, dass einer von ihnen droht: „Wenn hier keine Frauen einziehen, dann treten wir in den Streik und machen keine Gartenarbeiten mehr!“ Jetzt mischt sich Netti ein. Er steigt über den Zaun, geht zu den Streithähnen und meint zum Oberzwerg: „Woher weißt du das alles, was du da über Gartenzwerg-Frauen erzählt hast? Ich wette, du hast noch nie eine Zwergin gesehen!“ Da blickt der Oberzwerg etwas bedröppelt drein und wird ganz kleinlaut. „Ich mache euch einen Vorschlag“, sagt Netti, „ich besorge euch ein paar Frauen – nur zur Probe. Lasst sie einfach ein, zwei Tage bei euch wohnen. Dann werdet ihr ja sehen, ob ihr miteinander auskommt.“ Der Oberzwerg stimmt zähneknirschend zu. Netti steigt in ein Taxi und fährt zu einem Gartencenter. Dort gibt es tatsächlich eine große Auswahl an Gartenzwerg-Frauen: Eine hat eine Schaufel in der Hand, eine andere einen Rechen, wieder eine andere eine Gartenschere. Sie sehen aus, als wären sie für die Gartenarbeit gut gewappnet. Netti sucht sechs Frauen aus und fährt mit ihnen zurück zu dem Haus. Als die Gartenzwerge die Frauen sehen, ruft einer von ihnen sofort: „Otto, du hast gelogen! Die haben überhaupt nicht zehn Paar Schuhe dabei! Geschminkt sind sie auch nicht. Schwächlich sehen sie auch nicht aus. Und siehst du bei einer von ihnen Nagellack? Du hast nur Unsinn erzählt!“ Da muss sich Otto geschlagen geben. Er verbeugt sich vor den Frauen und murmelt: „Herzlich willkommen, die Damen! Fühlt euch wie zu Hause!“ Da jubeln die anderen Gartenzwerge und werfen ihre Zipfelmützen in die Luft. Netti schmunzelt und beobachtet noch eine Weile, wie sich die Männer und Frauen vorsichtig beschnuppern. ‚Na, das hat doch wunderbar geklappt‘, denkt er und ist hoch zufrieden. ‚Das wäre ja auch zu traurig gewesen, wenn die Gartenzwerge ewig hätten allein sein müssen.‘ Mit einem rundum guten Gefühl macht er sich auf den Heimweg, steigt wieder in den Bildschirm und schreibt unter sein Foto: „Und morgen ein neues Abenteuer!“