Kids & Teens

Der Zirkus

Kapitel I: Eine ungewöhnliche Suche

Es gab einmal einen Mann, der wollte einen Zirkus haben. Einen eigenen Zirkus mit vielen Tieren. Aber es sollte kein normaler Zirkus sein, sondern etwas Verrücktes. Und er machte eine große Reise durch die Welt, um möglichst viele Tiere zu finden, die in seinen Zirkus passen würden.
In Afrika fand er einen Elefanten, der zwei Rüssel hatte. Uihh, dachte der Zirkusdirektor, diesen Elefanten muss ich haben. Und er brachte ihn auf sein Schiff.
Dann fuhr er weiter und entdeckte im nächsten Land eine riesige Schlange, die sich dreizehnmal verknoten konnte. Auch die packte er ein; denn eine Schlange, die sich dreizehnmal verknoten kann, gibt es nur einmal. An dem großen Fluss, der Nil heißt, lag ein Krokodil ganz still im Wasser und rührte sich nicht. So, als wäre es tot. Aber es war nicht tot, sondern rot. Ein rotes Krokodil? Ja, dachte der Zirkusdirektor, das gehört zu uns.

In Südkorea fand der Mann einen Hund, der besondere Pfoten hatte. Alles, was er berührte, wurde so bunt wie ein Regenbogen. Der musste natürlich mit. Im Watt an der Nordsee lernte er die Katze Kio kennen. Kio konnte ihren Schwanz so schnell drehen, dass sie abhob. Mit Kio flog der Zirkusdirektor in den Bayerischen Wald. Dort sah er eine Kuh, die rosarote Sternchenwolken pupste. Die Pupse stanken auch nicht, sondern sie dufteten nach…

..Erdbeeren! Über der ganzen Wiese lag ein starker Erdbeerduft. Und die Kuhfladen, die überall herumlagen, waren Nougat-Schokolade! „Na, das ist ja eine tolle Kuh!“, sagte der Zirkusdirektor, „die muss ich mitnehmen.“ Jetzt hatte er schon sieben Tiere für seinen Zirkus. Aber das reichte ihm noch nicht. Ein Programm mit nur sechs Tieren würde keinen ganzen Abend füllen. Also suchte er weiter. Da kam er an einen See. Aber da war alles ruhig. Es schwammen noch nicht mal Enten oder Schwäne auf dem Wasser. ‚Das ist ja langweilig‘, dachte der Zirkusdirektor und wollte schon weitergehen. Doch plötzlich kam etwas aus dem Wasser: Es war ein Fisch, der gehen konnte! Er hatte richtige Beine und Füße! Klar, dass der mitkommen musste.

 

Kapitel II: Ein Elefant namens Farbkasten

Auf ihrem Spaziergang zurück zur Katze Kio hörten sie ein komisches Geräusch. „Ä-Ü, Ä-Ü!“ Da musste der Mann hin. Auf einem Bauernhof traf er einen Esel, der ein Buch las und immer „Ä-Ü“ sagte. „Warum sagst du immer Ä-Ü?“, wollte der Direktor wissen. Da meinte der Esel: „Das sind meine Lieblingsbuchstaben.“ -  „Willst du mitkommen und uns abends immer eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen?“, fragte der Mann. „Na, klar! Ich heiße übrigens Ü-Ä“, sagte der Esel. Zurück bei Kio, folgten sie gemeinsam zu Ü-Äs Freund auf den Neptun. Dort lebte ein Regenbogenhandtaschenelefant. Der war so groß, dass er in eine Handtasche passte; und seine Haut war so bunt wie ein Regenbogen. „Der Name ist mir viel zu lang“, sagte der Mann. „Ich nenn dich….

...Farbkasten.“ - „Wieso Farbkasten?“ - „Naja, weil du so bunt bist!“ Gemeinsam gingen sie weiter. Nach einer Weile entdeckten sie ein Zebra. Aber das hatte keine schwarz-weißen Streifen, sondern – Karos! „Uih, das ist ja toll!“, rief der Zirkusdirektor, „woher hast du die Karos?“ - „Keine Ahnung“, meinte das Zebra, „die habe ich schon seit meiner Geburt. Mein Vater war ganz schwarz und meiner Mutter ganz weiß. So hat sich das dann zu schwarz-weißen Karos gemischt.“ - „Das ist super!“, sagte der Zirkusdirektor, „dann werden wir abends immer auf deinem Rücken Schach spielen.“ Das Zebra hatte nichts dagegen und sie suchten weiter nach verrückten Tieren. Plötzlich kam von hinten ein Rennfahrer angesaust und machte bei ihnen eine Vollbremsung, dass es nur so quietschte und staubte. „Wer bist du denn?“, rief der Farbkasten und schaute sich den Fremden an. Es war eine riesige Raupe mit Rollschuhen! Auf dem Rücken hatte sie einen Raketenrucksack und auf dem Kopf  einen silbernen Helm. „Du bist ja ein lustiger Zeitgenosse“, meinte der Zirkusdirektor und nannte die Raupe…

Kapitel III: Meckerliese und das Zirkuszelt

…Düsi. „Willst du unser Stuntman werden?“, fragte ihn der Mann. „Oh yeah!“, rief Düsi. Gemeinsam flogen sie zurück auf die Erde in die Milchstraße Nummer 18. Dort wohnte der Zirkusdirektor. Gemeinsam überlegten sie, woraus ihr Zirkuszelt bestehen könnte. Düsi schlug Blätter vor. „Wieso Blätter?“, wollte der Zirkusdirektor wissen. „Falls wir mal Hunger haben“, antwortete Düsi. „Ich glaube, Stoff ist besser. Wir besorgen dir einen Baum auf einem Skatboard, dann hast du immer was zu essen dabei, meinte Ü-Ä. Der Hund schlug vor, seine Freundin Meckerliese auf der Wiese zu besuchen. Meckerliese wollte ihnen auch gerne aus ihrer Wolle einen Stoff machen und schenken, aber sie hatte zwei Bedingungen: 1. eine Dauerkarte für den Zirkus und 2. einen Witz.

„Na gut“, sagte der Zirkusdirektor, „du kriegst eine Dauerkarte für den Zirkus.“ - Und was ist mit dem Witz?“, fragte Meckerliese ungeduldig. „Auch den kriegst du. Pass auf: Stehen zwei Kühe auf der Weide. Sagt die eine: ‚Muh!‘ Sagt die andere: ‚Du bist gemein. Das wollte ich auch gerade sagen!‘“ Da mischte sich das Zebra ein: „Moment mal, der Witz geht doch noch weiter! Es kam nämlich ein Nashorn auf einem Skateboard vorbei und sagte: „Seit wann können Kühe sprechen?“ Der Zirkusdiektor zählte, die Tiere, die er schon zusammen hatte, und meinte: „Wenn wir noch zwei oder drei andere verrückte Tiere finden, dann können wir den Zirkus gründen. Meckerliese, fang doch schon mal an, den Stoff zu weben.“ Aber die wollte noch nicht und fragte den Zirkusdiektor stattdessen: „Und was machst du in unserem Zirkus? Kannst du auch was Verrücktes?“ - „Na klar“, prahlte der Zirkusdirektor, „ich kann einen Handstand auf einer Hand machen und dabei ‚Hänschen klein‘ pupsen!“
 

Kapitel IV: Endspurt bei der Tiersuche

Plötzlich klingelte es an der Tür. „Hi, ich bin der Zappelhai. Ich habe von Meckerliese gehört, dass ihr noch Tiere für den Zirkus braucht“, sagte ein gepunkteter Hai. „Was kannst du denn Besonderes?“ wollte der Mann wissen. „Wenn ich zappel, klingen meine Flossen wie ein Glockenspiel: „Hänschen klein…“ -  „Super, dann können wir zusammen auftreten“, freute sich der Direktor. Ü-Ä hatte eine Idee: „Ich weiß, wie wir noch mehr Tiere finden. Wir hängen in der Stadt Zettel auf mit unserer Nummer. Da können dann Tiere anrufen“. „Prima Idee“, sagte der Mann und schrieb: ‚Bitte melden, wenn ihr etwas Besonderes könnt. Telefon: 123‘.Ein kleiner Affe sah das Plakat und freute sich, weil er magische Kräfte hatte. Er rief gleich den Zirkusdirektor an. „Hallo, hier der Zirkusdirektor. Was kannst du Tolles?“ – „Ich kann mich in alles verwandeln“, sagte der Affe. „In was denn?“, wollte der Mann wissen. „Zum Beispiel in eine Kugel Eis, in einen Büschel Gras oder in eine Regentonne“, sagte der Affe. „Prima, so ein Tier haben wir noch nicht. Jetzt fehlt uns nur noch ein Tier“, rief der Direktor.

Da kam ein Fuchs geflogen und blieb über ihnen in der Luft stehen. „Nanu!?“, rief die Meckerliese, „seit wann können Füchse fliegen? Sowas hab ich ja noch nie gesehen! Komm mal runter, du Reineke Fuchs!“ Und der Fuchs setzte zur Landung an. Jetzt konnten sie es sehen: Er hatte auf dem Rücken einen großen Propeller! „Woher hast du denn den Propeller?“, wollte der Zirkusdirektor wissen. Der Fuchs schmunzelte: „Im Wald gibt es eine spezielle Tierklinik. Da kriegt man Propeller angenäht. Ist zwar nicht ganz billig, so ungefähr zwei Euro fuffzig, aber es geht ziemlich schnell.“ Der Zappelhai war damit noch nicht zufrieden: „Und wie schaffst du es, dass der Propeller sich dreht? Welchen Treibstoff verwendest du?“ Der Fuchs schmunzelte schon wieder und meinte: „Das ist ein ganz spezieller Treibstoff: Pfirsichsaft mit Essig, dazu Kohlensäure, und alles gewürzt mit Salz, Pfeffer, Curry und Paprika. Dieses Gesöff muss ich trinken, dann kann ich fliegen“ Das reichte dem Zappelhai noch nicht: „Und was ist, wenn der Treibstoff alle ist?“ - „Na“, sagte der Fuchs, „dann fliege ich zur Tankstelle auf dem Ahornbaum.“ Der Zirkusdirektor meinte: „Dann sind wir jetzt komplett und können unseren ersten Auftritt vorbereiten...“

Sie setzten sich zusammen und überlegten sich ein lustiges Programm. „Zur feierlichen Eröffnung laden wir Netti, Schanzi, alle Kinder aus der Stadt und die Neptunklasse ein“, meinte der Zirkusdirektor. Am 1. Advent war es so weit. Der Zirkusdirektor sang vor Aufregung „Jingle Bells“. Meckerliese hatte sich richtig ins Zeug gelegt; das Zelt war riesig und kunterbunt dank Hund. Das Zelt war prall gefüllt. Die Aufführung verlief super. Katze Kio flog mit Reineke Fuchs um die Wette. Das Publikum staunte. Als nächstes kam der Clown Ü-Ä mit dem Fisch auf dem Einrad. Ü-Ä stolperte herum und las aus einem Witzebuch vor. Weiter ging es mit dem Zirkusdirektor und dem Zappelhai. Sie pupsten und zappelten „Hänschen klein“. Der Elefant mit den zwei Rüsseln tanzte dazu Breakdance. In der Pause pieselte die Kuh Vanillemilch und machte leckere Nougatschokoladenfladen für alle. Weiter ging es mit der Zaubershow. Der Affe verzauberte sich in eine Kugel Eis und den Regenbogenhandtaschenelefanten zauberte er aus einem Hut. Der Hund verzauberte das rote Krokodil und das Zebra mit den Karos mit seiner Pfote. Sie leuchteten wie der schönste Regenbogen. Meckerliese und Netti wollten auch so kunterbunt sein. „Kommt nur her“, sagte der Hund und schon waren sie kunterbunt. Dann wurde es spannend. Die Raupe Düsi raste über eine Schanze, sprang durch einen Feuerreifen und landete krachend auf Schrottautos. Nun kam das Finale: Alle tanzten kreuz und quer und sangen, pupsten und zappelten „Hänschen klein“. Das Publikum johlte vor Freude und rief nach einer Zugabe. Diesen Zirkus wird niemand vergessen.                          

Ende Gelände