Kids & Teens

Opa und die Witze

Felix und Susi sind traurig. Ihr Opa ist krank und liegt im Krankenhaus. Er hat eine Krankheit, die man nicht heilen kann. An jedem zweiten Tag besuchen die beiden ihren lieben Opa. Zuerst waren sie erschrocken, weil an Opa so viele Schläuche hingen. Aber daran haben sie sich jetzt gewöhnt.
Opa ist jedesmal so lieb wie immer. „Wie geht’s euch, meine lieben Schätze?“, fragt er, „sollen wir Witze erzählen?“ Opa kennt nämlich viele Witze, und ihm fällt immer wieder etwas Neues ein. Dann müssen sie sich zusammen fast totlachen, so dass ihnen die Tränen kommen.
Heute ist Opa gar nicht zu Witzen aufgelegt. Es geht ihm überhaupt  nicht gut. Er liegt in seinem Krankenbett und kann nur noch ganz schwer atmen. Trotzdem fragt er wie immer, nur ziemlich leise, so dass man ihn kaum hört: „Wie geht’s euch, meine lieben Schätze?“
„Gut“, sagt Susi, „und wie geht’s dir, Opa?“
„Nicht so gut“, sagt Opa leise, „ich krieg kaum noch Luft und habe große Schmerzen. Und die Ärzte können nichts tun.“
„Ach, Opa“, sagt Felix, „wie können wir dir helfen?“
„Ihr könnt mir nicht helfen, meine lieben Schätze. Irgendwann ist halt die Luft raus. So wie beim Luftballon. Und das ist jetzt kein Witz.“
Am nächsten Tag kommt ein Anruf aus dem Krankenhaus. Opa ist gestorben. Felix und Susi sind sehr traurig und müssen fürchterlich weinen. Ganz viele Taschentücher weinen sie voll. Ihr lieber Opa ist nicht mehr da!
Am Abend können sie nicht einschlafen und stehen am Fenster. „Meinst du, er ist jetzt da oben bei den Sternen im Himmel?“, fragt Susi ihren Bruder.
„Ja, bestimmt“, sagt Felix, „und er hat nun sicher keine Schmerzen mehr. Und er sieht uns. Hundertprozentig!“
„Weißt du noch, wie er uns immer in die Luft geworfen hat, als wir noch klein waren?“, erinnert sich Susi, „und er hat uns immer wieder aufgefangen.“
„Ja“, sagt Felix, „er hat uns nie fallen gelassen. Das war schön. Und wie wir immer mit ihm auf dem Spielplatz waren und er uns auf der Schaukel angeschubst hat, fast bis in den Himmel! Und seine Witze, die werde ich nie vergessen.“
„Ich auch nicht“, sagt Susi, „und die erzählen wir weiter. Auch unseren Kindern, wenn wir mal welche haben.“
„Ich glaube, Opa ist nicht wirklich tot“, meint Felix, „er ist halt jetzt woanders. Oben im Himmel. Und er lebt in unseren Herzen. Und weißt du was? Jeden Abend vor dem Schlafen schauen wir rauf zu ihm und winken ihm zu. Und dann erzählen wir ihm Witze!“


© Matthias Hoppe