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Das kleine schwarze Schaf

In der Herde des Schäfers Bruno gab es ein kleines Schaf, das war schwarz. Alle anderen waren weiß. Schwarze Schafe, so wird erzählt, machen nur Dummheiten und sind die Bösewichte in der Familie.
Schäfer Bruno führte seine Herde jeden Tag  über die grünen Wiesen, damit alle Schafe sich satt essen konnten. Auch das kleine schwarze Schaf fraß immer reichlich Gras. Es wollte ja noch größer werden.
Hund Bello, der oft bellte, passte auf, dass keines der Schafe sich verirrte oder davonlief.
Das kleine schwarze Schaf fühlte sich meistens wohl in der Herde, nur ein großes weißes Schaf schaute immer sehr grimmig, als wollte es sagen: Ein schwarzes Schaf in unserer Familie, das kann nicht gut gehen!
Schäfer Bruno war es egal, wie seine Schafe aussahen. Für ihn waren alle gleich wertvoll. Und wenn sich mal eins verletzt hatte, verband er es und pflegte es, als wäre es sein eigenes Kind.
Einmal kamen sie zu einem Fluss. Der war ziemlich groß und floss sehr schnell. Hund Bello lief ständig am Ufer hin und her und bellte, damit keins der Schafe zu nah ans Wasser kam und hineinfiel.
Das große weiße Schaf, das immer so grimmig schaute, wollte heute allen zeigen, wie stark und mutig es war. „Ich geh mich jetzt abkühlen“, rief es, und als Bello und Schäfer Bruno mal nicht aufpassten, lief es zum Wasser und ließ sich hineinplumpsen. Das Wasser war sehr schnell.
„Du kannst doch gar nicht schwimmen!“, rief das kleine schwarze Schaf und rannte, so schnell es konnte, zum Wald, um Bello zu holen. Der kam sofort und stürzte sich in den Fluss, um das große weiße Schaf zu retten.
Nach einer Weile hatte er es eingeholt und zog es ans Ufer. Schäfer Bruno schimpfte sehr mit dem großen weißen Schaf. Und zum kleinen schwarzen Schaf meinte er: „Wer hat eigentlich gesagt, dass schwarze Schafe immer nur Dummheiten machen und die Bösewichte in der Familie sind?“

© Matthias Hoppe