Kids & Teens

Sebastians Träume

Es war ein langer Tag gewesen, und Sebastian hatte den ganzen Nachmittag Fußball gespielt. Nach dem Abendessen war er so müde, dass er gleich ins Bett gehen wollte. Seine Mutter deckte ihn zu und sagte: „Ich erzähle dir noch eine Gutenachtgeschichte.“
Und sie erzählte von einem Hahn, der ziemlich traurig war, weil die Hühner ihn immer ganz fürchterlich ärgerten. „Nein, Mama“, sagte Sebastian und rieb sich die Augen, „die Geschichte gefällt mir nicht. Erzähl' mir eine andere.“
Mama fing eine neue Geschichte an: „Es war einmal ein Hase, der hatte ganz tolle Schuhe...“ Doch Sebastian war so müde, dass ihm schon die Augen zufielen. Die Stimme seiner Mutter war schon ganz weit weg, und statt 'tolle Schuhe' verstand er 'Rollschuhe'.
Alle Tiere, von denen Mama noch weiter erzählte, wurden bei Sebastian zu lustigen Fabelwesen:
Das rote Krokodil hatte auf dem Rücken eine Kurbel zum Aufziehen.
Die Schnecke kroch nicht mehr, sondern hatte vier Beine und Stelzen.
Ein Fisch kam aus dem Wasser und konnte ebenfalls laufen. Außerdem trug er einen Hut und sah aus wie ein Detektiv.
Ein Elefant hatte statt eines Rüssels eine Trompete an der Nase.
Ein Breitmaulfrosch konnte nicht quaken, sondern bellte wie ein Hund.
Kasper mit dem Ritterhelm kämpfte gegen einen Räuber, der eine Schlafmütze aufhatte. „Nein“, murmelte Sebastian in seinen Träumen, „erzähl' mir eine andere Geschichte.“ Aber Mama war nicht mehr im Kinderzimmer.
Es kam ein liebes Gespenst, das sich ein Laken umgebunden hatte. Statt Ohren hatte es Antennen auf dem Kopf und streckte immer die Zunge heraus. Das ist lustig, dachte Sebastian.
Dann flog eine Fee durch den Himmel und fing an, die Sterne einzusammeln. Nein, dachte Sebastian im Schlaf, die Nacht ist noch lange nicht vorbei, lass die Sterne noch ein bisschen leuchten!
Der Himmelskönig mit seinem Sternenstaub schaute durch Sebastians Fenster und sah, dass der ganz fest schlief und träumte. „Gute Nacht“, flüsterte er und sagte dem Mond und den Sternen, sie sollten ganz gut auf Sebastian aufpassen.



© Matthias Hoppe