Kids & Teens

Das lustige Orchester

„Mama, ich werde jetzt Musiker!“, verkündete Felix stolz. Mama war überrascht: „Wie kommst du denn da drauf?“ Felix freute sich riesig und meinte: „Papa hat gesagt, er bringt mir die Flötentöne bei!“ Da musste Mama schmunzeln und fragte Felix, warum Papa das denn gesagt hätte. Felix druckste ein bisschen herum und erzählte dann, dass er zu Papa frech gewesen war und ihm die Zunge herausgestreckt hatte. „Und dann hat er gesagt, er würde mir die Flötentöne beibringen. Also, ich finde, wir haben einen tollen Papa: Fürs Frechsein bekommt man sogar Musikunterricht!“ Mama schüttelte den Kopf und meinte, dass das mit den Flötentönen etwas ganz anderes bedeuten würde. „Weißt du, Felix, jemandem die Flötentöne beibringen heißt, ihn streng zu ermahnen und ihm Benehmen beizubringen. Also: keine Belohnung und kein Musikunterricht. Sei froh, dass du keine Strafe bekommen hast!“ Felix wollte wissen, ob es denn noch andere Sprüche mit Musikinstrumenten gäbe, die etwas anderes bedeuteten.
„Ja, da gibt’s einige“, meinte Mama. „Papa hätte dir auch eine Standpauke halten können.“ Felix' Schwester Susi fragte, ob dabei eine Pauke auf dem Boden stehen würde. Mama schmunzelte wieder und erklärte, dass das nichts mit einer stehenden Pauke  zu tun hätte. Das sei ein anderes Wort für Ausschimpfen. Susi musste kichern: „Gibt's noch mehr lustige Musik?“ Mama nickte: Man könnte zum Beispiel jemandem die Meinung geigen. Das heißt: deutlich die Meinung sagen. Aber ohne Geige. Oder man könnte jemandem den Marsch blasen. Aber ohne Trompete. Und das heißt so viel wie: ihn zur Ordnung rufen.
Da hatte Felix eine witzige Idee: „Wir könnten Oma und Opa am Wochenende mit einem verrückten Familienorchester überraschen – aber ohne dass wir verraten, was die Musik bedeutet.“
Am Sonntag nach dem Mittagessen sagte Papa zu Oma und Opa: „Und jetzt haben wir noch einen Nachtisch für euch.“ Er ging nach nebenan und holte vier Instrumente, die er in einem Musikgeschäft ausgeliehen hatte. Felix bekam eine Flöte, Susi eine Geige, Mama eine Trompete und Papa eine Pauke. Dann ging das Konzert los. Es klang fürchterlich. Aber Oma und Opa freuten sich, dass die vier jetzt ein Familienorchester hatten. Als sie fertig waren, grinste Opa und sagte: „Ihr Schlingel! Ich weiß genau, was das war: Flötentöne beibringen, Standpauke halten, Meinung geigen und Marsch blasen. - Aber ich kann auch etwas.“ Er holte eine Trillerpfeife aus seiner Hosentasche und sagte: „Und jetzt müsst ihr alle nach meiner Pfeife tanzen!“ - „Was heißt das?“, flüsterte Susi. Mama flüsterte zurück: „Das heißt, dass wir alles machen müssen, was er sagt. Naja, wir können ihm ja ausnahmsweise mal den Gefallen tun.“ Und alle tanzten zu Opas Trillerpfeife wie wild durchs Wohnzimmer.


© Matthias Hoppe