Kids & Teens

Der Tomaten-Max

Max war etwas schusselig. Wenn er morgens seine Socken anziehen wollte, fand er sie nicht. „Mama, wo sind meine Socken?“ Mama kam ins Kinderzimmer, schaute sich um und schüttelte den Kopf: „Ach Max, mach doch mal die Augen auf! Sie liegen gleich neben deinen Hausschuhen.“
Wenn er sich die Zähne putzen wollte, sah er seine Zahnbürste nicht, obwohl sie direkt vor ihm in einem Becher stand. Und wenn er seine Schultasche packte, fand er sein Federmäppchen nicht. Dabei lag es dick und fett auf seinem Schreibtisch. Mama meinte: „Max, du hast wirklich Tomaten auf den Augen. Schau doch mal genau hin. Ich glaube, ich nenne dich ab heute Tomaten-Max.“ Max rannte ins Bad und schaute in den Spiegel: Da waren überhaupt keine Tomaten vor seinen Augen! „Mama, sag bitte nie Tomaten-Max zu mir, wenn meine Freunde da sind! Die würden mich so was von auslachen und mich verspotten!“ Mama nickte und versprach ihm, nur Tomaten-Max zu ihm zu sagen, wenn sie alleine waren. Und auch nur so lange, bis er seine Augen richtig aufmachen würde. „Einfach genau hinschauen, Max, dann findest du auch alles, was du suchst. Und vielleicht solltest du mal ein paar Karotten essen. Die sollen gut für die Augen sein.“
Also gab Mama ihrem Tomaten-Max eine Karotte mit in die Schule. Zuerst schämte er sich, als er in der Pause daran knabberte. Niemand sonst aß eine Karotte. Aber er musste feststellen, dass sie wirklich gut schmeckte: knackig und süß. Und so sagte er mittags zu Mama, dass er jetzt jeden Tag eine Karotte für die Schule haben wolle.
Aber die anderen Kinder machten sich über Max lustig. „Bist du ein Kaninchen?“, lachte einer. „Nein“, sagte ein anderer, „er ist unser Möhren-Max!“ Das fand der Tomaten-Max aber auch nicht so lustig. Möhren-Max! Unmöglich!
Nach zwei Wochen wunderte sich Mama sehr: „Sag mal, Max, du hast mich schon lange nicht mehr gefragt, wo deine Sachen sind, wenn du etwas nicht gleich gesehen hast. Findest du jetzt alles selbst? Liegt das an den Karotten?“ Max zuckte mit den Schultern und meinte, er würde sich seit einiger Zeit einfach besser umschauen, wenn er etwas suchte. Aber ob das an den Karotten lag? „Guck mal, Mama, da unten auf dem Boden krabbelt eine Ameise! Siehst du die?“ Mama musste näher hin gehen: tatsächlich! „Mensch, Max! Und die hast du aus der Entfernung gesehen? Ich glaube, ab heute nenne ich dich Max Adlerauge!“
Da freute sich Max riesig. Denn Max Adlerauge war tausendmal besser als Tomaten-Max oder Möhren-Max!


© Matthias Hoppe