Kids & Teens

Vom Kater, der die Mäuse liebte

Es war einmal ein Kater, der hieß Mario Kowalski. Er hatte ein schönes Zuhause und lebte bei einer Familie, die auch Kowalski hieß. Die Eltern und die beiden Kinder kümmerten sich ganz liebevoll um ihn, gaben ihm genug zu fressen und zu trinken und machten auch immer das Katzenklo sauber. Das stand in der Werkstatt im Keller. Und wenn Mario Lust zum Kuscheln hatte, dann wurde gekuschelt – mit Mama, Papa und den Kowalski-Kindern.   Dabei kraulten sie ihn am Hals und am Rücken, manchmal auch am Bauch – und Mario schleckte ihnen dafür auch schon mal die Hände ab oder das Gesicht. Bei diesen Schmusestunden schnurrte Mario immer ganz laut. Es ging ihm also richtig gut.
An einem Mittwoch vom Februar musste Kater Mario Kowalski vormittags um halb elf aufs Klo. Er lief hinunter in den Keller und machte sein Geschäft. Plötzlich huschte etwas am Boden entlang – eine Maus! Uih, eine Maus, dachte Mario, die müsste ich jetzt jagen und fangen und fressen. Aber eigentlich bin ich noch so satt vom Frühstück und so faul. Nein, heute nicht, vielleicht morgen.
Am nächsten Tag, als Mario wieder aufs Klo ging, war die Maus auch wieder da. Aber Marios Mittagessen war so üppig gewesen, dass er keine Lust auf Mäusejagd hatte, sondern lieber auf dem Sofa im Wohnzimmer eine Runde schnarchte.
Am dritten Tag hatte aber auch Papa Kowalski die Maus gesehen, als er in der Werkstatt war. „Na, da brauchen wir wohl eine Mausefalle“, sagte er. Also kaufte er eine und stellte sie in der Werkstatt auf.
Kater Mario entdeckte aber die Falle bei seinem nächsten Gang zum Klo. Und die Maus kam auch gerade aus ihrem Loch gekrabbelt. „Vorsicht!“, rief Mario Kowalski, „rühr das ja nicht an! Sonst wirst du erschlagen und bist mausetot!“
„Aber es riecht so toll nach Speck!“, sagte die Maus, „und ich habe Hunger.“
„Ich nicht“, meinte Mario, „die Kowalskis geben mir immer reichlich Futter, so dass ich gar keine Lust auf Mäuse habe. Außerdem wäre ich sonst genauso böse wie diese Mausefalle. Aber wenn du so hungrig bist, dann bringe ich dir etwas.“ Und er lief hinauf in die Küche, öffnete die Kühlschranktür, schnappte sich ein Stück Käse und brachte es der Maus. Die stürzte sich gleich darauf. Dann machte sie eine kurze Pause und fragte Mario Kowalski: „Darf ich meiner Familie davon auch etwas abgeben?“
„Ja, klar“, sagte Mario. Und die Maus verschwand mit dem Stück Käse in ihrem Mauseloch.
Beim nächsten Mal brachte die Maus dann ihre Familie mit – und Mario hatte wieder ein Stück Käse dabei. Manchmal auch Speck. So trafen sie sich jeden Tag. Nur Papa Kowalski – der ärgerte sich, dass seine Mausefalle für immer leer blieb.

 


© Matthias Hoppe