Das Eichhörnchen und das Nashörnchen
In einem Wald lebte ein Eichhörnchen. Es hatte sein Nest in einer Baumhöhle. Dieser Baum hieß Buche. Das war praktisch, denn so hatte das Eichhörnchen seine Mahlzeiten immer kostenlos vor der Tür liegen: Bucheckern. Die knackte es auf und fraß das Innere, das ganz nussig schmeckte.
Eines Tages bekam das Eichhörnchen Besuch. Da stand ein Tier vor seiner Baumhöhle, das es noch nicht kannte. Dieses Tier war etwas größer als das Eichhörnchen und hatte ein gebogenes Horn an der Nase. Komisch, dachte das Eichhörnchen, so ein Tier habe ich hier noch nie gesehen.
„Wer bist du?“, fragte das Eichhörnchen den Besucher.
„Ich bin das Nashörnchen. Und wer bist du?“
„Ich bin das Eichhörnchen und ich wohne hier“, sagte das Eichhörnchen.
„Das ist ja lustig“, meinte das Nashörnchen und überlegte: „Hörnchen und Hörnchen – dann müssten wir ja aus der selben Familie stammen! Aber wo ist dein Hörnchen? Ich hab' eins.“
„Ich hab keins und ich weiß auch nicht, warum ich so heiße“, sagte das Eichhörnchen. „Ist das schlimm?“
„Nöö, das ist überhaupt nicht schlimm“, sagte das Nashörnchen, „es gibt ja auch Tiere, die heißen zum Beispiel Giraffen, obwohl sie keine Affen sind. Also, denk' dir nichts, Eichhörnchen!“
„Wo kommst du her?“, wollte das Eichhörnchen wissen.
„Ich bin aus dem Zoo ausgebrochen, weil es mir so langweilig war“, sagte das Nashörnchen. „Und jetzt schaue ich mir die Gegend an. Aber heute Abend muss ich wieder zurück, sonst verhungere ich. Von deinen Bucheckern würde ich nicht satt werden.“
„Das verstehe ich“, sagte das Eichhörnchen. „Aber wir könnten uns ja gegenseitig besuchen. Durch den Zaun im Zoo komme ich leicht hindurch, und du kennst da wohl eine Lücke, sonst wärst du ja nicht herausgekommen.“
„Au ja, das wäre schön“, sagte das Nashörnchen. „Kommst du morgen? Dann komme ich übermorgen.“
„Sehr gerne“, freute sich das Eichhörnchen: „Wir Hörnchen sind doch eine Familie!“