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Die Möhre und das Radieschen

Auf dem Feld des Bauern Holzmann wuchs einmal eine Möhre.  Sie war schon ziemlich groß und lang geworden unter der Erde.  Nebenan, einen Meter weiter, wuchs ein kleines Radieschen.  Es war längst nicht so groß wie die Möhre, eher rund und klein. Lange Zeit lebten die beiden friedlich neben einander.

Bis die Möhre eines Tages zum Radieschen sagte: "Ich bin viel größer als du!" Da war das Radieschen beleidigt und dachte traurig: 'Ich werde nur noch ein kleines bisschen dicker; so groß wie eine Möhre werde ich nie.' Die Möhre lachte sich ins Fäustchen. Dabei hatte sie gar kein Fäustchen. Aber sie lachte das Radieschen aus.

Am nächsten Tag sagte die Möhre schon wieder: „Ich bin aber viel größer als du!“ So ging das immer weiter, und das Radieschen wurde immer trauriger.

Eines Tages kam ein Hase gehoppelt, schnupperte zuerst an den Stängeln und Blättern von der Möhre, dann am Radieschen. Die Stängel und Blätter vom Radieschen sind viel zarter, dachte der Hase, die schmecken bestimmt besser als die von der Möhre.  Und er fraß alle Blätter und Stängel vom Radieschen ab, ratzekahl. 

Da lachte sich die Möhre schlapp: "Wie siehst du denn aus?!  Du bist ja ganz nackt!  Dich sieht man überhaupt nicht mehr. Du bist eine Null."

Irgendwann wollte Bauer Holzmann die Möhre und das Radieschen ernten.  Er ging aufs Feld und suchte die beiden. Die Möhre fand er gleich und zog sie an den Stängeln und Blättern aus der Erde. Dann putzte er sie und aß sie auf.  Dann wollte er das Radieschen ernten. Aber er fand es nicht. So sehr er auch suchte – es waren keine Blätter und Stängel da, an denen er das Radieschen hätte herausziehen können. Weit und breit nichts. Bauer Holzmann ging wieder nach Hause.

Und das Radieschen ohne Stängel und Blätter hatte noch ein langes und glückliches Leben unter der Erde.