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Fridolin, der Tausendfüßler

Fridolin, der Tausendfüßler, wohnte unter einem großen Baum namens Ahorn. Seit er lebte, wunderte sich Fridolin, wie ein Baum A-Horn heißen konnte.

So sehr er das riesige Ungetüm auch vom Waldboden aus betrachtete - er konnte kein einziges Horn entdecken. Und ein A war auch nicht in Sicht. Fridolin machte sich jeden Tag lustig über diesen A-Horn ohne Horn und A.

Auch über die Ameisen machte er sich lustig: "A-Meisen, A-Meisen! Ziemlich falsches Spiel, findet ihr nicht? Oder hat eine von euch 'ne Meise? Und wo ist euer A?"

An seinem letzten Geburtstag hatte er neue Schuhe bekommen. Schöne, feste, rote Schnürschuhe, mit denen er schneller war als der rasanteste Kartoffelkäfer beim jährlichen Knollenlauf. - Doch bei einem der Wettrennen passierte es: Fridolin blieb mit Schuh Nummer 173 an einer Wurzel hängen, der Schuh riss auf und war kaputt.

Und so ging Fridolin ins Schuhgeschäft und wollte einen Ersatzschuh für Fuß 173 kaufen. Aber er hatte Pech. - "Einzelschuhe verkaufen wir nicht", sagte die Verkäuferin, "nur komplette Paare."

"Na, gut", sagte Fridolin, "dann geben Sie mir ein Paar. Aber es müssen genau die selben Roten sein."

„Haben wir nicht“, sagte die Verkäuferin, „nur noch blaue und grüne."     

„Nein", protestierte Fridolin, "das geht doch nicht! Vierhundertneunundneunzig Paare in Rot, und ein einziges blaues oder grünes dazwischen! Wie sieht das denn aus?!"

"Tja", sagte die Verkäuferin, "dann bleibt wohl nur eins: Sie müssen alle Schuhe neu kaufen. Und Sie haben wirklich tausend Füße?"

"Wenn ich ein Tausendfüßler bin, dann habe ich auch tausend Füße. Sonst wär's ja gelogen."

"Na", sagte die Verkäuferin, "das wollen wir erst mal überprüfen." Und sie fing an zu zählen. Es dauerte ziemlich ewig. Fridolin zählte leise mit und wunderte sich. - Als die Verkäuferin mit Zählen fertig war, verkündete sie: "Fünfhundertundsechs Füße, Herr Tausendfüßler! Finden Sie nicht, dass Sie ein ziemlicher Angeber sind?" Und sie lachte ihn aus.

Fridolin fand das nicht lustig. Ihm wurde sogar ziemlich unlustig zumute bei dem Gedanken, dass er Tausendfüßler hieß und nur fünfhundertundsechs Füße hatte. Er zog das Paar grüne Schuhe an und ging nach Hause. Niemand durfte erfahren, dass er seinen  Namen eigentlich gar nicht tragen durfte. 

Der Ahorn und die Ameisen allerdings wunderten sich, dass Fridolin, der Tausendfüßler, sie ab diesem Tag freundlich grüßte.