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Marie sucht einen Freund von DHL

Die Texte von Matthias Hoppe erscheinen in Schwarz, die von DHL in Orange.

 

Kapitel I: Eine schwierige Aufgabe

Marie war eine Maus. Sie hatte eine schöne Wohnung und nette Nachbarn. Aber trotzdem war sie nicht glücklich. Sie suchte nämlich einen Freund.
Sie fragte den Frosch: „Willst du mein Freund sein?“ Doch der schüttelte den Kopf: „Du kannst ja nicht hüpfen und nicht quaken. Nein, das geht nicht.“
Sie traf die Raupe und fragte sie: „Möchtest du mein Freund sein?“ Aber die Raupe war gerade auf dem Weg zu einem Wettrennen und hatte keine Zeit.
Der Maulwurf war wie immer bei der Arbeit. Marie fragte ihn trotzdem: „Hast du Lust auf Freundschaft?“ Da lachte der Maulwurf nur: „Du hast ja komische Ideen! Du bist doch kein Bauarbeiter wie ich! Nein, das geht nicht.“
Marie fragte einen Kater: „Möchtest du mein Freund sein?“ Der fauchte sie nur böse an: „Eigentlich müsste ich dich fressen. Hau ab!“
Da sah sie im Wald einen röhrenden Hirschen. Als er bei seinem Konzert mal eine Pause machte, fragte Marie ihn: „Willst du vielleicht mein Freund sein?“ Der Hirsch schüttelte sein Geweih: „Du bist mir viel zu klein. Außerdem gebe ich gerade ein Konzert. Nein, das geht nicht.“

 

Marie suchte weiter nach einem Freund. Sie ging durch einen Wald zu einem großen Forellenteich, in dem eine kleine Forelle schwamm. Marie fragte: „Kannst du mir das Schwimmen beibringen?‘‘ - „Ja, gerne“. Marie zog ein Aquarium auf den Kopf; damit testete sie, ob sie längere Zeit unter Wasser bleiben konnte. „Ja, es funktioniert‘‘, sprach sie ins Aquarium. „Sollten wir uns mal  vorstellen?‘‘ meinte Dreig, die Forelle. „Ich bin Marie und bin neun Jahre alt, und du?“ - Dreig antwortete: „Ich bin Dreig und bin erst fünf Jahre alt.“

 

Marie fragte die Forelle Dreig, ob sie wisse, was Freundschaft ist. Dreig schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung. Was soll das sein? Ich bin ja hier ganz alleine in dem großen Teich und kenne niemanden.“ Das fand Marie ziemlich traurig und sie erzählte Dreig, was sie über Freundschaft wusste: „Freunde halten zusammen und helfen sich gegenseitig. Einen Freund würde man niemals verraten oder ihm etwas Böses tun.“ Davon hatte die Forelle noch nie etwas gehört und sie fand diesen Gedanken sehr sympathisch. „Au ja, Marie“, sagte sie, „sollen wir solche Freunde sein?“ Marie überlegte und meinte dann: „Das dürfte etwas schwierig werden. Ich kann ja nur kurz unter Wasser bleiben und muss dann wieder Luft holen. Aber Freunde können wir trotzdem sein. Ich komme dich immer wieder mal besuchen.“ Dann ging sie weiter und wollte herausfinden, ob es noch andere Tiere gab, mit denen sie befreundet sein könnte.

 

 

Kapitel II: Seerobbenpirat und Känguru

Unterwegs kam sie an einer Taverne vorbei, aus der sie Musik hörte. Sie ging hinein und sah einen Seerobbenpiraten, der sang: „Hi ho hi ho, wir sind ganz frouw, hi ho hi ho.‘‘  Marie ging zu ihm hin: „Was bedeutet frouw?‘‘ fragte sie. Er antwortete: „Das heißt froh. Ich brauchte nur einen Reim. Aber eigentlich brauche ich einen Flötenspieler .“  - „Ich kann Flöte‘‘ sagte Marie.

Und Marie wollte von dem Seerobbenpiraten wissen, wozu er einen Flötenspieler braucht. „Das ist ganz einfach“, sagte der Seerobbenpirat, „bei Flötenspiel kringeln sich meine Schnurrbarthaare! Und das ist lustig.“ Marie verstand das nicht. Wozu brauchte ein Seerobbenpirat gekringelte Schnurrbarthaare? Aber sie wollte es sich nicht gleich mit ihm verderben und holte ihre Flöte aus der Tasche. Dann begann sie zu spielen. Und tatsächlich: Die Schnurrbarthaare des Seerobbenpiraten kringelten sich. Und sie begannen zu wachsen. Nach zwei Minuten waren sie so lang, dass sie bis auf den Boden reichten. 'Na, das ist ja ein komischer Kauz', dachte Marie, 'den lasse ich mal lieber allein.' Und sie ging weiter.

Sie ging durch einen  Wald. Nach einer Weile wurde es dunkel. Sie sah nicht einmal die Hand vor der Nase. Ein grelles Licht erschien auf ihrer rechten Seite. Das schien ihr Ende zu sein. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah sie einen Bus. Ein Katzenwesen schaute sie mit großen Augen an. Sie fragte sich, was das sein könnte. Das Wesen antwortete: „Ich bin Tom, das Känguru. Wer bist du?“ Marie antwortete: “Ich bin Marie; ich habe so etwas wie dich noch nie gesehen !“ Tom antwortete: „Ich komme auch von weit weg, aus Australien.“  Er schaute auf die Uhr und machte ein erschrockenes Gesicht.Dann sagte er: „Ich bin zu spät. Möchtest du mitkommen?“ Marie sagte ja und sie stiegen in den Bus. Dort war auch der Seerobbenpirat. Er schlief. Die Flötenspielerei war ihm zu anstrengend gewesen.

Als Marie aufwachte, schaute sie sich im Bus um und wunderte sich. Außer Tom, dem Känguru, und dem Seerobbenpirat waren noch jede Menge anderer seltsamer Gestalten an Bord: ein kariertes Zebra, ein Elefant mit einer Trompete statt einem Rüssel, eine verknotete Schlange, ein großer Fisch mit Beinen und einem großen Hut auf dem Kopf. Alle sangen zusammen ein Lied (außer dem Elefanten, der trompetete): „Die Affen rasen durch den Wald“ Und ganz hinten saß eine riesige Spinne und dirigierte – mit je einem Dirigierstab an jedem seiner acht Beine. „Wo sind wir denn hier gelandet?“, fragte Marie das Känguru Tom und lachte sich kaputt. Tom überlegte kurz und meinte dann: „Ich glaube, wir haben es hier mit einem verrückten Zirkus zu tun. Wahrscheinlich ist das ihr Jahresausflug.“ Plötzlich kam eine Durchsage vom Busfahrer: „Wir werden jetzt bald unser Ziel erreicht haben – den höchsten Aussichtspunkt des Landes. Bitte bereiten Sie Ihre Fallschirme vor!“

 

Kapitel III: Der Fallschirmsprung

Marie erschrak, als sie hörte, dass man einen Fallschirm brauchte. Tom meinte: „Man sagt, dass dabei noch nie etwas passiert ist‘‘ - „Man sagt?“, fragte Marie fast panisch. „Kann ich jetzt schon raus? ‘‘ Marie probierte die Frage so zu stellen, dass sie Tom nicht beleidigte. Aber er sagte: „Nein, es ist nicht möglich, dann von hier weg zu kommen.“ Also blieb Marie erst mal sitzen.

An der höchsten Stelle des Berges hielt der Bus an und alle mussten aussteigen. „Hat jeder seinen Fallschirm?“, fragte der Busfahrer. Alle nickten. Auch Marie, Tom und der Seerobbenpirat hatten unter ihren Sitzen Fallschirme gefunden. „Dann stellt euch alle da vorne am Rand auf. Und wenn ich das Kommando gebe, wird gesprungen. Ich hole euch dann später unten wieder ab.“ Marie war das Ganze unheimlich. „Ich bin noch nie mit einem Fallschirm gesprungen“, meinte sie ängstlich.“Was ist, wenn ich abstürze?“ Aber Tom versuchte sie zu beruhigen. „Seid ihr bereit?“, rief der Busfahrer, „ich zähle bis drei, und dann wird gesprungen. Achtung! Eins, zwei, drei!“

Marie schrie noch, dass sie nicht bereit wäre, doch der Busfahrer schubste sie hinab. Der Seerobenpirat fiel neben ihr in die Tiefe. Unter ihnen war ein riesiger Sandkasten, welcher von Erdmännchen besiedelt war, die für ihren Marathon berühmt waren. Marie hörte, dass der Seerobenpirat schrie: „Fallschirm auf ,Marie!“ Marie bemerkte, dass der Boden immer näher kam und zog an der Schnur, die den Fallschirm öffnen sollte. Sie riss daran und versuchte den Rest der Schnur in die Pfote zu kriegen. Ca.600 Meter vor dem Boden erwischte sie die Schnur und zog. Sie fiel auf den weichen Bauch des Seerobenpiraten, der den Flug halbwegs überstanden hatte. Sie sahen eine Horde Erdmännchen mit kleinen Turnschuhen und Stirnbändern, die riefen: „Neue Teilnehmer fürs große Rennen!“ Sie trugen sie auf ihren Händen weg in ihr Dorf, wo Millionen Erdmännchen waren und tanzend die Gäste empfingen.

 

Kapitel IV: Wettrennen und glückliche Heimkehr

Marie sagte zu Tom: „Wo sind wir denn hier gelandet?“ Tom schaute sich um, sah die Millionen Erdmännchen und meinte: „Ich glaube, wir sind in der Hauptstadt des Erdmännchenlandes. Und die haben gleich ihr jährliches Wettrennen.“ Der Seerobbenpirat lachte: „Und da sollen wir mitmachen? Das werden sie noch bereuen. Wir sind doch tausendmal schneller als diese kleinen Erdmännchen!“ Was sie aber nicht wussten: Alle Erdmännchen hatten auf dem Rücken unter ihrem Fell einen Düsenpropeller versteckt! Der Chef der Erdmännchen rief über Lautsprecher: „Sind alle bereit? Dann stellt euch ordentlich auf. Ich zähle bis drei.“ Er zählte: „Eins, zwei, drei“ und schoss bei 'drei' in die Luft.

Die Erdmännchen rannten los und Marie sah nur noch eine Staubwolke. Bald hatten die Erdmännchen schon ein gutes Stück hinter sich .Der Seerobbenpirat saß auf einem Fass und rollte den Erdmännchen hinterher. Marie beeilte sich, dass sie schneller wurde, um den Seerobbenpirat einzuholen. Das Känguru Tom holte in riesigen Sprüngen auf  und lächelte dabei. Er schaute kurz zu ihr, dann aber wieder auf die Rennstrecke. Schließlich hatten sie alle überholt, sahen die Ziellinie und hatten gewonnen. Marie schoss noch schnell ein Foto vom Seerobbenpiraten, der gerade vom Fass fiel. Als der König zu ihnen kam, um ihnen den Preis zu übergeben, sahen sie ihn gar nicht, da er ein Tonne Eis vor sich her schleppte. Es war Eis mit Vanille-Geschmack. Der Seerobbenpirat schaute überrascht und sagte; „Ich dachte ,es ist Gold und Silber. Aber wenn es nur Eis ist..., naja, egal.“

Jetzt hatten Marie, Tom und der Seerobbenpirat zwar das Wettrennen gegen die Erdmännchen gewonnen und hatten eine Tonne Vanileeis, aber was sollten sie hier? Sie fragten den König, wie sein Land heißt. Der kicherte und meinte: „Pampelmusien.“ Marie schüttelte den Kopf: „So ein Quatsch! Du veräppelst uns!“ - „Nein“, sagte der König, „unser Land heißt Pampelmusien, weil Erdmännchen gerne Pampelmusen essen. Das ist unsere Leibspeise.“ Tom sagte, das sei ihm völlig egal, wovon sich Erdmännchen ernähren, er wolle nur wissen, wie man von hier aus wieder nach Hause kommen würde. Der König runzelte die Stirn und sagte: „Also, Flugzeuge, Autos und Eisenbahnen gibt es hier nicht. Motorräder und Fahrräder auch nicht. Da müsst ihr wohl laufen...“ Marie protestierte: „Das ist doch  viel zu weit! Das schaffen wir nie!“ Tom hatte eine Idee: „Ich habe gesehen, dass ihr Erdmännchen Propeller auf dem Rücken habt. Könnt ihr uns nicht auch Propeller bauen? Große Propeller, mit denen wir fliegen können?“ Der König nickte, und ein paar Handwerker-Erdmännchen bauten wirklich riesige Propeller, die sich Marie, Tom und der Seerobbenpirat auf den Rücken schnallen konnten. Aber bei dem Propeller für den Seerobbenpirathatten die Erdmännchen einen Fehler eingebaut, weil sie erkannt hatten, dass er ein böser Kerl war. Und so kam es, dass er auf dem Heimflug abstürzte und starb. Tom und Marie flogen alleine weiter und erreichten nach fünf Stunden Maries Zuhause.  Ihre Nachbarn wunderten sich sehr, dass sie ein Känguru mitgebracht hatte. Aber Marie fiepte munter: „Das ist mein neuer Freund. Er heißt Tom. Wer hat denn gesagt, dass Mäuse nur Mäuse als Freunde haben können? Und Kängurus sind ganz tolle Tiere! Wisst ihr überhaupt, woher Tom kommt? Aus Australien! Solch einen Freund hat keiner von euch!“ Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihres Lebens.