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Martins Freundin ist eine Wärmflasche

Martin hat eine neue Freundin. Sie heißt Nelly und ist eine Wärmflasche. Er nimmt sie überallhin mit: Im Kindergarten darf sie zuschauen, wenn Martin Türme baut. Wenn er mit dem Fahrrad durch den Wald fährt, sitzt sie stolz auf dem Gepäckträger. Auf dem Spielplatz schaukeln sie zusammen. Und im Schwimmbad wirft Martin die Nelly in hohem Bogen ins Wasser und springt dann hinterher. Nur beim Mittagessen darf sie nicht auf seinen Schoß. Aber sonst sind Martin und Nelly unzertrennlich.

Das war nicht immer so. Vor gar nicht langer Zeit hing Nelly noch im Kleiderschrank. Niemand beachtete sie. Wenn jemand die Schranktür öffnete, hoffte Nelly immer, befreit zu werden. Aber niemand holte sie heraus. Nelly war nicht interessant. Darüber war sie sehr unglücklich. Bis Martin krank wurde. Da freute sich Nelly. Natürlich nicht darüber, dass Martin so schlimme Bauchschmerzen hatte. Sondern darüber, dass Martins Mama die Schranktür öffnete und Nelly herausholte.

Martin lag im Bett und hielt sich den Bauch. Vielleicht hatte er zu viel Schokolade gegessen. Oder Gummibärchen. Mama schimpfte auch gar nicht mit ihm, ging mit der Wärmflasche ins Badezimmer und füllte Nellys Bauch mit heißem Wasser. Martin protestierte: "Ich will keine Wärmflasche! Aua, mein Bauch!"
"Komm, Marin, das tut dir gut", meinte Mama, legte Nelly auf Martins Bauch und zog die Bettdecke hoch. Nelly war glücklich. Es war zwar dunkel, aber das störte sie nicht. Hauptsache, sie konnte Martin mit ihrer Wärme helfen. Sie spürte, wie er atmete. Ab und zu hörte sie es auch in seinem Bauch blubbern. Das waren vielleicht die Gummibärchen.

Martin protestierte nicht mehr. Im Gegenteil: Er freundete sich mit der Wärmflasche an. Und so schlief er bald ein. Und mit ihm schlummerte Nelly.
Am nächsten Morgen hatte Martin keine Bauchschmerzen mehr. Seine Mama nahm die Wärmflasche aus Martins Bett, schüttete im Badezimmer das Wasser aus und wollte sie wieder in den Schrank hängen. Das machte Nelly traurig. Martin sagte schnell: "Nein, Mama, ich will die Wärmflasche behalten. Sie hat mir so geholfen. Du darfst sie nicht in den Schrank sperren! Ich nenne sie Nelly."

Seit dieser Zeit hat Martin eine Freundin, die eine Wärmflasche ist. Er nimmt sie überallhin mit: in den Kindergarten, auf den Spielplatz, zum Fahrradfahren und ins Schwimmbad. Nur beim Essen darf er sie nicht auf den Schoß nehmen. Und Gummibärchen oder Schokoladenrippchen werden seither genau abgezählt.


© Matthias Hoppe