Kids & Teens

Mäxchen und der Berufswunsch

„Mäxchen, was willst du eigentlich später einmal werden?“, fragte Mama. Mäxchen überlegte: 'Vielleicht Lokomotivführer? Da kommt man viel herum und sieht viele schöne Landschaften und fremde Bahnhöfe. Oder Pilot? Das wäre toll! Durch die Luft fliegen, die Welt von oben sehen und in anderen Ländern landen. Nein, noch besser wäre Astronaut. In den Weltraum düsen, vielleicht sogar bis zum Mond, und dann zur Erde hinunterwinken. Das wäre das Größte.'

Als Mäxchen am nächsten Tag in der Schule war, fragte er seinen Freund Alex, was er denn mal werden möchte. „Ich bin schon etwas“, sagte Alex, „meine Mama meint immer, ich wäre ein Wirbelwind, weil ich immer so schnell durch die Gegend flitze.“
„Aber das ist doch kein Beruf!“, meinte Mäxchen, „damit kannst du kein Geld verdienen!“ Alex grinste und meinte, dass man als schnellster Hundert-Meter-Läufer sehr gutes Geld verdienen könne. Da wurde Mäxchen neidisch. Alex war schon etwas: ein Wirbelwind. Und er war noch gar nichts.

Dann fragte er Lukas, was er später mal werden wollte. Der winkte ab: „Ich muss nichts mehr werden. Ich bin schon etwas – nämlich Langschläfer.“ 'Das gibt’s doch gar nicht', dachte Mäxchen. Hatte hier denn jeder schon einen Beruf? Er fragte weiter herum und wunderte sich: Tatsächlich, alle waren etwas. Susi war eine Heulsuse, Manni war ein Großmaul, Lisa war eine Kichererbse, Michi war ein Angeber, Kalle war ein Bücherwurm, Ulrike war eine beleidigte Leberwurst, und Konrad war ein Faulenzer. Jeder war etwas, nur Mäxchen war nichts. Mäxchen war nur Mäxchen. Und das machte ihn traurig.

Was könnte er bloß werden? Und zwar sofort! Er wollte kein Nichts sein. Wie sah das denn aus? Alle waren etwas, nur er nicht. Aber als kleiner Junge konnte er noch nicht Lokomotivführer werden – erst recht nicht Pilot oder Astronaut. Unmöglich. Das ging nicht. Dazu musste er erst erwachsen werden. Aber so lange wollte er nicht warten.

Als er mittags nach Hause kam, erzählte er seiner Mama von den vielen Berufen seiner Klassenkameraden, und dass er ein Nichts sei. Mama merkte sofort, dass Mäxchen traurig war. Sie nahm ihn in den Arm und drückte ihn ganz fest. Dann sagte sie: „Mäxchen, du bist etwas ganz Besonderes und Einmaliges! So etwas ist niemand außer dir!“ - „Uih“, fragte Mäxchen neugierig, „was bin ich denn?“ Mama tat geheimnisvoll: „Weißt du das denn nicht? Du bist doch mein Wonneproppen!“ Da freute sich Mäxchen riesig. Jetzt war er auch etwas! Ein Wonneproppen! Und er strahlte übers ganze Gesicht.

© Matthias Hoppe (2013)