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Der Prinz von Kastanien und der König von Mesopotamien

Am späten Nachmittag vom Mittwoch begegneten sich im Heidepark von Buxtehude zwei Männer. Der eine hatte eine viereckige Sonnenbrille auf der Nase, der andere eine Zipfelmütze auf dem Kopf. „Wer sind Sie denn?“, fragte der Sonnenbrillen-Mann den Zipfelmützen-Mann, „und warum tragen Sie mitten im heißen Sommer eine Zipfelmütze?“
„Ich bin der Prinz von Kastanien“, sagte der Zipfelmützen-Mann, „und bei uns tragen alle eine Zipfelmütze – das ganze Jahr. Und Sie?“ - „Ich bin der König von Mesopotamien,“, meinte der Sonnenbrillen-Mann.
„Mesopotamien?“, fragte der Prinz von Kastanien, „ist das ein großes Land?“
„Oh ja,“, antwortete der König von Mesopotamien, „das ist so groß, dass man mit dem Auto einen ganzen Monat fahren muss, um von einem Ende zum anderen zu kommen.“
„Naja“, meinte der Prinz von Kastanien, „das ist noch gar nichts. Wenn man bei uns einen Monat lang fährt, dann kommt man gerade mal aus der Stadt raus.“
„Dafür wachsen bei uns die Bäume so hoch, dass man eine Rakete braucht, um zu ihren Spitzen zu gelangen“, prahlte der König von Mesopotamien.
„Phh“, zuckte der Prinz von Kastanien mit den Schultern, „bei uns ist schon das Gras auf den Wiesen so hoch wie bei Ihnen die Bäume!“
Sie setzten sich auf eine der Bänke im Heidepark von Buxtehude und erzählten weiter von Kastanien und Mesopotamien, bis es langsam dunkel wurde.
Da kam Frau Fuhrmann vorbei und entdeckte die beiden. Den König von Mesopotamien kannte sie schon. „Tag, Herr Müller“, sagte sie, „haben Sie jetzt endlich einen Freund gefunden?“
„Naja“, sagte der, „wir sind gerade dabei, uns kennen zu lernen. Das ist übrigens“ - und er zeigte zu seinem Nachbarn auf der Bank - „das ist der Prinz von Kastanien.“
„Ja, ganz bestimmt“, kicherte Frau Fuhrmann. „Und ich bin die Fürstin von Vandalusien, hihi!“
Herr Müller wurde etwas kleinlaut und fragte den Prinzen: „Und wie heißen Sie wirklich?“
„Ich bin der Herr Kümmerling“, sagte der und wurde rot im Gesicht.
„Na“, grinste Frau Fuhrmann, „dann wünsche ich noch viel Spaß. Gute Nacht, ihr zwei Märchenonkels! Ihr habt den Kindern eine wunderschöne Geschichte erzählt!“


© Matthias Hoppe