Kids & Teens

Der Clown mit den Löchern

Kapitel I: Wo sind die Kleckse?

 Jedes Jahr kommt der Zirkus Robelli in die Stadt. Darauf freuen sich die Kinder immer schon viele Wochen vorher. In dem Zirkus gibt es natürlich auch einen Clown; der heißt Beppo.  Wenn er seine Späße macht, trägt er ein Kostüm mit ganz vielen bunten Klecksen. Am Nachmittag vom Donnerstag will Beppo wieder sein klecksiges Kostüm anziehen. Aber als er in seinem Wohnwagen die Schranktür öffnet, erschrickt er: Sein Kostüm hat keine Kleckse mehr! Wo gestern der Stoff noch ganz bunt verkleckst war, gähnen jetzt fransige Löcher.
"Wo sind meine Kleckse?", ruft Beppo verzweifelt. Er sucht in den Schubladen, unter'm Bett und in der Waschmaschine. Keine Kleckse zu finden. Hat sich ausgekleckst. Beppo läuft hinüber zu Ali, dem Feuerschlucker. "Hast du meine Kleckse gesehen?", fragt er Ali. Aber der schüttelt den Kopf: "Ich kann zwar Feuer schlucken und Flammen spucken, aber von bunten Clowns-Klecksen würde ich mir den Magen verderben."
Auch Dominik, der Herr der Elefanten, hat keine bunten Kleckse herumliegen sehen. "Ach, Beppo", sagt er, "dann musst du eben mit Löchern herumlaufen." - "Aber das geht doch nicht", meint Beppo, "ein Clown muss bunt sein!“ In seiner Not geht er zu Bimsala, dem Zauberer. "Kannst du mir meine Kleckse wieder herzaubern?", fragt er ihn. Aber der schüttelt nur ganz verzaubert den Kopf. "Nein, Beppo. Wenn es ein Kaninchen wäre, dann wär's kein Problem. Aber von Klecksen habe ich keine Ahnung. Ich kann nur Kaninchen."
Beppo ist traurig und zieht das Kostüm mit den Löchern an. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Er kann ja nicht mit Unterhose und Unterhemd auftreten! Wahrscheinlich würde er sich heute bis über beide Ohren blamieren; und alle Kinder würden ihn auslachen. So etwas war ihm in seinem langen und bunten Clowns-Leben noch nie passiert. Ein Clown mit Löchern!
Dann beginnt die Vorstellung. Zuerst kommen die Pferde mit ihren Kunststücken. Als nächstes tritt Ali, der Feuerschlucker, auf. Die Kinder bekommen große Augen. Danach zaubert Bimsala ein paar Kaninchen aus dem Zylinder. Dann kommt die Raubtiernummer. Aber als Lisa, die Tigerin, in die Arena schleicht, traut Beppo seinen Augen nicht: Sie hat keine Streifen auf dem Fell, sondern - bunte Kleckse. Das sind ja meine Kleckse!, denkt Beppo. Wie kommen die auf Lisas Fell?
'Und gleich bin ich dran, ich armer Wicht!', denkt Beppo. Als Lisa mit den Klecksen verschwunden ist, geht er mit trauriger Miene in die Mitte des Zirkuszelts, verbeugt sich und will mit dem Stuhlquatsch anfangen. Dabei lachen die Kinder immer besonders laut und lange. Doch heute würden sie wahrscheinlich nur mit den Fingern auf seine fransigen Löcher zeigen. Ach, hätte er doch nur seine bunten Kleckse wieder! Doch plötzlich...

Kapitel II: Die falsche Spur

… sah er einen Jungen mit einem T-Shirt und bunten Klecksen, der  wegrannte. Der Clown war verzweifelt und wusste nicht mehr weiter. Er dachte: 'Wie könnte ich den Jungen überführen, um meine Kleckse wieder zu bekommen?' Dann schmiedete er einen Plan, und zwar einen ganz fiesen. Er dachte sich, dass er sich als Kunde ausgeben und sich verkleiden könnte.

Er ging zum Zirkusdirektor und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich muss schnell etwas erledigen. Mach' erst mal mit den Elefanten weiter!“ Dann rannte er aus dem Zelt und verschwand in seinem Wohnwagen. Nach zwei Minuten kam er wieder heraus: Jetzt trug er einen blauen Anzug mit einer roten Krawatte. Dann machte er sich auf die Suche nach dem Jungen, der seine Kleckse geklaut hatte. Aber wie hatte er es geschafft, der Tigerin Lisa die Kleckse abzunehmen? Alles sehr geheimnisvoll. Beppo schlich zwischen den Wohnwagen hin und her, aber nirgends war ein Junge mit Klecksen zu sehen. War er schon vom Zirkusgelände verschwunden und in die Stadt gerannt? 'Dann werde ich ihn nie finden!', dachte Beppo und wollte die Suche schon aufgeben. Doch als er zum Wohnwagen des Zauberers Bimsala kam, ...

… sah er einen Jungen mit Klecksen. Er stellte ihn zur Rede - doch Fehlanzeige: Er hatte nur den Boden bemalt und hatte einen Kittel an. Beppo wusste nicht mehr weiter. Doch dann kam ihm eine Idee. Er dachte, er könnte undercover in  dem Circus arbeiten. Denn sein nächster Auftritt war erst in zwei Tagen. Er sagte zu sich selbst: „Ich kriege diesen Kerl, der meine Kleckse geklaut hat!“

Also ging er zum Zirkusdirektor und bat ihn, am nächsten Tag während der Vorstellung als Popcorn-Verkäufer arbeiten zu dürfen. Dabei könnte er vielleicht den Jungen mit seinen Klecksen entdecken. Der Zirkusdirektor stimmte zu. So ging Beppo also mit einem Bauchladen voller Popcorn-Tüten durch die Reihen und schaute sich jedes der Kinder genau an. Bei einem Mädchen blieb er plötzlich stehen: Es trug ein Kleid, das ein Muster mit ganz vielen bunten Tupfern hatte. Waren das seine Kleckse? Nein, das konnte nicht sein; der Dieb war ja ein Junge gewesen. Aber vielleicht war das die Schwester des Räubers, und der hatte ihr die Kleckse für ihr Kleid geschenkt oder geliehen? Beppo schaute sich die bunten Tupfer noch mal ganz genau an: Nein, das war wohl ein Irrtum. Die Kleckse von seinem Clowns-Kostüm waren viel unordentlicher gewesen, die hatte er mit Farbe draufgepinselt. Die Tupfer auf dem Kleid des Mädchens aber waren kreisrund und ganz sauber gedruckt. Das waren nicht seine Kleckse. Also ging Beppo mit seinen Popcorn-Tüten weiter durch den Zirkus.

Kapitel III : Erwischt!

Plötzlich sah er tatsächlich einen Jungen mit Klecksen! Und die waren unordentlich und verschmiert. Er dachte sich: 'Ich muss den Jungen verfolgen, um heraus zu finden, ob es wirklich meine Kleckse sind!' Er verfolgte ihn bis zu einem Wohnhaus, in dem der Junge verschwand. Beppo wartete und wartete. Es verging eine ganze Stunde. Dann kam der Junge endlich aus dem Wohnhaus heraus und Beppo fragte sich, was er so lange da drinnen gemacht hatte. Dann verfolgte er den Jungen weiter und sah Unglaubliches!

Der Junge ging zu einem Park und setzte sich auf eine Bank. Beppo versteckte sich hinter einem Baum und wartete, was passieren würde. Nach einer Weile kam von rechts ein anderer Junge und setzte sich auch auf die Bank. Die beiden unterhielten sich; sie schienen sich zu kennen. Nach weiteren fünf Minuten kamen aus der anderen Richtung noch zwei Jungen und setzten sich ebenfalls auf die Bank. Wahrscheinlich hatte der erste Junge sie alle angerufen, um sich mit ihnen zu treffen. Aber was wollten sie hier? Plötzlich sah Beppo, wie der Junge aus dem Zirkus nach den Klecksen auf seinem Hemd griff und einen Klecks nach dem anderen abzupfte. Jedem seiner Freunde gab er ein paar Kleckse – und die gaben ihm Geld dafür! Dann standen alle auf und verschwanden schnell aus dem Park. Beppo war verzweifelt.

Er wusste nicht mehr weiter und dachte, er könnte vielleicht Detektive beauftragen. Also ging er zu einer Detektei  und wollte, dass die Detektive für ihn ermitteln würden, wer seine Kleckse hatte. Die Detektive ermittelten sofort und hatten auch bald ein Ergebnis: Der Detektiv Herr Meier hatte ermitteln können, dass eine jugendliche Bande viele Kleckse hatte - und nicht nur einer von ihnen, sondern alle. Er berichtete seinem Auftraggeber Beppo den neuesten Stand. Beppo und Herr Meier fuhren zu dem Treffpunkt, wo sich die Bande immer traf. Tatsächlich: Sie waren dort und hatten T-Shirts mit bunten Klecksen. Sie riefen die Polizei, und der Detektiv hielt die Jugendlichen fest.  Schon ca. 4 Minuten später kamen die Polizisten. Die drei wurden zu einer Geldstrafe in Höhe von 700 € verurteilt, und Beppo hatte seine Kleckse zurück. So konnte er endlich wieder im Zirkus auftreten.