Eltern

Wie viel ist genug?

Medienkonsum von Kindern

Der Kaffee ist schon längst kalt geworden, die Brotzeitboxen für die Kinder sind noch nicht fertig, der Partner sucht seinen Autoschlüssel, der Große möchte jetzt unbedingt mit Mama spielen, der kleine Zwerg will seine Zähne einfach nicht putzen lassen und eigentlich sind wir alle schon viel zu spät dran. Da ist die Verlockung groß, die Kinder kurz vor dem Fernseher zu parken, um mal schnell die To-do-Liste abzuarbeiten. Doch wie viel Medienzeit ist eigentlich in Ordnung?

 

Ab welchem Alter und wie lange Kinder digitale Medien konsumieren sollten, weiß Andreas Glöckl von der medienpädagogischen informationstechnischen Beratung der Schulämter Eichstätt und Ingolstadt.

Grundsätzlich werden folgende Zeiten empfohlen, wobei sich die Zahlen auf die Nutzung von Bildschirmen allgemein - also von Smartphones, Fernseher, Tablets, Spielekonsolen, Laptops und Computern beziehen. Wir sollten daher immer die gesamte Mediennutzung unserer Kinder im Blick haben:

0 bis 2 Jahre: Möglichst keine Bildschirmmedien, eher Bilderbücher und Hörspiele/Lieder.

2 bis 3 Jahre: 5 bis 10 Minuten begleitete Bildschirmzeit; nur altersgerechte, ausgewählte Angebote.

4 bis 6 Jahre: maximal 30 Minuten pro Tag; nicht unbedingt täglich; begleitete Bildschirmzeit und nur altersgerechte Inhalte je nach Interesse des Kindes.

7 bis 10 Jahre: Maximal 60 Minuten pro Tag freie Bildschirmzeit; nicht unbedingt täglich; Inhalte werden gemeinsam besprochen.

Beim ersten Kind ist völlige Enthaltsamkeit bis zum zweiten Lebensjahr theoretisch noch umsetzbar. Was ist aber, wenn es ältere Geschwisterkinder im Haushalt gibt? Sobald diese fernsehen dürfen oder mit Tablets spielen, scheint es utopisch die Kleineren von den Geräten abzuschirmen, vor allem wenn man alleine mit den Kindern ist. Dann wird es schwierig, dass ältere Kind beim Medienkonsum zu begleiten und gleichzeitig das andere vom Medienkonsum fernzuhalten. Ist dann unser schlechtes Gewissen vorprogrammiert?

 

Auf die Balance kommt es an!

Wichtiger als die exakte Einhaltung von Zeitangaben ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Medien und anderen Freizeitaktivitäten. „Ist man mit den Kindern auch draußen unterwegs, spielt mit Ihnen und schaut sich zum Beispiel gemeinsam Bilderbücher an, dann ist es nicht allzu tragisch, wenn die Kleinen bei den Großen mal eine halbe Stunde mitschauen“, beruhigt uns Andreas Glöckl. Wenn gemeinsam geschaut wird, müssen die Inhalte allerdings für alle Kinder geeignet sein und sollten sich am Jüngsten orientieren.

Die Alterskennzeichnung von FSK und FSF dienen dabei als Orientierung, denn die Alterseinstufungen sind geläufig und die Prüfsiegel allgegenwärtig. Es kennzeichnet allerdings nur, dass die Inhalte rein rechtlich vom Nachwuchs angesehen werden dürfen. Ob ein Film oder eine Serie für Kinder wirklich geeignet ist, hängt nicht nur vom Alter ab, sondern auch vom individuellen Entwicklungsstand. Eine pädagogische Altersempfehlung kann hier weiterhelfen, denn diese berücksichtigt filmische Besonderheiten, beurteilt was problematisch sein kann und worauf Eltern besonders achten sollten. Pädagogische Altersempfehlungen für Kinderfilme finden Eltern zum Beispiel auf flimmo.dekinderfilmwelt.de und kinofenster.de.

 

Ich will das aber noch sehen!

Eine der größten Herausforderungen bei YouTube, Streaming-Diensten und Online-Games ist es, ein Ende zu finden. Kaum ist die Episode oder das Video zu Ende, geht es auch schon nahtlos weiter. Damit ist das Bingen quasi schon vorprogrammiert. Schließlich haben alle Anbieter ein großes Interesse daran, die ZuschauerInnen vor dem Bildschirm zu halten. Das unbegrenzte Schweifen von Folge zu Folge, von Spiel zu Spiel hat nur eins zur Folge: abwesende Kinder und genervte Eltern.

„Da Kinder noch nicht das Zeitempfinden, wie wir Erwachsene haben, kann es hilfreich sein, eine gewisse Anzahl an Spielrunden oder Episoden zu vereinbaren.“, empfiehlt Andreas Glöckl. Stellen Sie sich einen Timer, damit Sie im Zweifel schnell kontrollieren können, ob Ihr Kind auch wirklich den Absprung geschafft hat. Überdies sei Mediennutzung nicht gleich Mediennutzung. Es sei ein Unterschied, ob sich Kinder nur von Inhalten berieseln lassen, ob sie medial kommunizierten oder kreativ seien, so Andreas Glöckl. Braucht das Kind digitale Medien als Arbeitsgerät, zum Beispiel für Hausaufgaben oder werden kreative Videos wie beispielsweise Tutorials angesehen, könnten auch Extra-Zeiten vereinbart werden. Wird am Laptop online gelernt, ist das nicht gleichzusetzen mit einer weiteren Folge der Lieblingsserie. Vereinbaren Sie am besten vorab mit Ihrem Kind, welche Medien frei zugänglich sind (Hörspiele, Buchmedien etc.) und welche begrenzt werden. Formulieren Sie die Regeln und Konsequenzen konkret und klar, z.B. dass keine In-App-Käufe getätigt werden dürfen. Wichtig dabei ist: Bleiben Sie konsequent! Kinder mögen Routinen und akzeptieren dann eher, dass die Geräte ausgeschaltet bleiben.