Das erste Handy fürs Kind
Willkommen in der digitalen Welt: Das erste Handy für Kinder! Eltern stehen vor der spannenden Herausforderung, die richtige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit zu finden, während ihre Kinder die Welt der Kommunikation und Technologie erkunden. Fragen zur altersgerechten Nutzung, Datenschutz und elterlicher Kontrolle spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen Themen ist unerlässlich für eine gesunde Einführung in die Welt der Mobilgeräte. Wann ist also der perfekte Zeitpunkt für das erste Handy? Diese Frage beschäftigt Eltern besonders zum Schulbeginn ihrer Kinder. Es gilt, die Entscheidung mit Bedacht zu treffen und wichtige Aspekte zu berücksichtigen.
Ab wann sind Kinder bereit für ein Smartphone?
Es wird empfohlen, dass Kinder frühestens im Alter von 9 Jahren, besser noch ab 12 Jahren, Zugang zu einem eigenen Smartphone mit eingeschränktem Internet erhalten. In diesem Alter sind sie in der Regel reif genug, um langsam Erfahrungen mit dem Internet und verschiedenen Apps zu sammeln. Als erstes Smartphone für Ihr Kind können Sie auch ein gebrauchtes älteres Modell erwerben oder Ihr eigenes Smartphone weitergeben. Auf diese Weise können Sie die Kosten minimieren.
KIM-Studie 2022: Ab dem Alter von zehn bis elf Jahren verfügt mehr als die Hälfte der Kinder über ein eigenes Smartphone.
Sicherheitseinstellungen für Handy und Smartphone von Kindern
Zu Beginn ist es am besten, das Gerät Ihres Kindes gemeinsam aus den Werkseinstellungen einzurichten. Überlegen Sie gemeinsam, welche Apps Ihr Kind braucht, ob ein Bezahldienst aktiviert werden muss und wie die Sicherheitseinstellungen aussehen sollten. Passen Sie die Einstellungen je nach Alter Ihres Kindes an. Bei Android-Geräten sollten Sie nach dem ersten Start die Grundeinstellungen überprüfen und diese mit einem sicheren PIN oder Passwort schützen, das Ihr Kind nicht kennt.
Passwörter und PINs
Um die Sicherheit des Smartphones zu gewährleisten, ist es ratsam, sowohl die SIM-Karte mit einer PIN als auch eine Bildschirmsperre einzurichten. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es diese Freigabecodes nicht weitergeben sollte. In unserem Artikel "Passwörter sind wie Unterhosen" haben wir alle relevanten Informationen zum Thema Passwörter zusammengefasst und erklären, wie ein sicheres Passwort aussehen sollte.
Bluetooth
Über Bluetooth können Daten und Dateien wie Bilder ausgetauscht werden, leider besteht dabei die Gefahr, dass die Bluetooth-Funktion dazu missbraucht wird, unangemessene Inhalte oder schädliche Dateien wie Viren zu versenden. Um das Smartphone kindersicher zu machen, sollten folgende Einstellungen vorgenommen werden:
- Schalten Sie Bluetooth grundsätzlich aus und erklären Sie Ihrem Kind die Nutzungskonditionen.
- Ändern Sie den Anzeigenamen in einen Fantasienamen, der keine persönlichen Informationen preisgibt.
- Stellen Sie ein, dass gesendete Dateien nicht automatisch empfangen werden, sondern eine Bestätigung erforderlich ist.
Bildschirmzeit begrenzen
Ab welchem Alter und wie lange Kinder digitale Medien konsumieren sollten, haben wir von kidnetting in einem weiteren Artikel für Sie zusammengefasst: Wie viel ist genug?
Einige Apps helfen Eltern dabei, die Bildschirmzeit Ihrer Kinder im Auge zu behalten. Teilweise ist die Begrenzung der Bildschirmzeit für bestimmte Apps sogar schon in der Kindersicherung des Systems integriert. Weiter unten im Artikel stellen wir Ihnen die zwei bekanntesten Jugendschutz-Apps vor.
Sichere Einstellungen im App-Store
Die App-Stores von Google und Apple bieten Eltern von Kindern und Jugendlichen verschiedene Einstellungen, um unangemessene Inhalte zu blockieren und unerwünschte Käufe zu verhindern. Um das Smartphone Ihres Kindes zu schützen, sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:
- Aktivieren Sie die Jugendschutzeinstellungen im Store, um den Zugriff auf Apps, Spiele, Filme und Serien mit bestimmten Altersfreigaben zu beschränken.
- Schützen Sie Ihr Kind vor In-App-Käufen, indem Sie eine Passwortsperre einrichten. Diese Option ist im Google Play Store unter "Authentifizierung für Käufe erforderlich" und im Apple App Store unter "Passworteinstellungen" zu finden.
App-Berechtigungen überprüfen
Jede App sollte nur auf die Funktionen und Daten zugreifen können, die sie zum Erfüllen ihrer Aufgaben wirklich benötigt. Wo kann man also nachsehen, welche Berechtigungen die Apps haben? Dies haben wir in einem weiteren Artikel für Sie zusammengefasst: "Was wissen meine Apps eigentlich über mich?"
Zusätzliche Schutzfunktionen über Ihren Mobilfunkanbieter
Zusätzlich zu den wichtigen Einstellungen am Smartphone können Sie über Ihren Mobilfunkanbieter weitere Schutzfunktionen aktivieren. Dazu gehören beispielsweise:
- Einrichten einer Drittanbietersperre, um unerwünschte Kosten durch Abonnements oder Werbeanrufe zu verhindern. Diesen Dienst können Sie einfach über die Website Ihres Vertragspartners aktivieren.
- Sperren von Roaming und Auslandstelefonaten, um zusätzliche Kosten durch Gespräche im Ausland zu vermeiden.
Kinderschutz-Apps für Eltern
Jugendschutz-Apps bzw. Kinderschutz-Apps gibt es in verschiedenen Ausführungen. Eltern können zum Beispiel bestimmte Websites mit für Kinder ungeeigneten Inhalten blockieren, die Bildschirmzeit begrenzen, App-Käufe verhindern oder per GPS den Standort des Geräts und somit des Kindes nachverfolgen. Im Folgenden werden die dafür am häufigsten empfohlenen Apps vorgestellt.
Google Family Link
Die App "Family Link" ermöglicht, Sicherheitseinstellungen auf dem Android-Smartphone des Kindes vorzunehmen und zu verwalten. Dazu muss die App auf dem Smartphone Ihres Kindes und Ihrem eigenen Gerät installiert werden.
Welche Funktionen bietet die App?
- Festlegung von Bildschirmzeiten bzw. Nutzungszeiten
- Einblick in die Nutzung des Smartphones: Nutzungsdauer der einzelnen Apps können kontrolliert und begrenzt werden
- Nach Ablauf der Nutzungsdauer können Bonuszeiten in 5-Minuten-Schritten hinzufügt werden
- Einschränkungen für Apps und Medieninhalte nach FSK- und USK-Altersstufen
- Ortung des Geräts
- In-App-Käufe sperren
- Fernzugriff auf Aktivitäten möglich, Frage nach Erlaubnis um Freigaben möglich
Einschränkungen der App
- Eltern als auch Kinder benötigen ein eigenes Google-Konten
- Die Daten des Kindes und der Eltern werden auf dem Google-Server gespeichert
- Keine Blockierung unangemessener Inhalte möglich, z.B. kann es sein, dass Ihr Kind trotz der App bei YouTube Videos vorgeschlagen bekommt, die Gewalt beinhalten. Um Inhalte bei YouTube einzuschränken, müssen Sie in der YouTube-App selbst Filtereinstellungen vornehmen.
- Werbeanzeigen innerhalb der Google-Apps werden nicht blockiert
- Ein Umgehen der Sicherheitseinstellungen mit einer Anleitungen aus dem Netz ist möglich (für ältere Kinder relevant).
- Nur für Google-Dienste und Android-Geräte nutzbar / auf iOS ist bisher nur die Elternkontroll-App erschienen
Salfeld Kindersicherung
Bei der Kindersicherung von Salfeld handelt es sich laut einem Test von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2020 um die beste von insgesamt sechs getesteten Kinderschutz-Apps.
Welche Funktionen bietet die App?
- Festlegung von Bildschirmzeiten auch für einzelne Apps oder Anwendungsgruppen, sowie Festlegung von handyfreien Zeiten (Gerät kann dann nicht genutzt werden) z. B. kann eingestellt werden, dass Ihr Kind mit Lern-Apps mehr Zeit verbringen darf als mit Social Media oder Spiele-Apps
- Webfilter, mit dem bestimmte Inhalte geblockt oder zugelassen werden können
- Handy-Aktivitäten des Kindes einsehbar
- Die Kosten können je nach Geräteanzahl individuell angepasst werden.
- Kundendaten werden auf deutschen Servern gespeichert / App-Daten im EU-Ausland
- pädagogische Unterstützung in Form eines frei zugänglichen Ratgebers
Einschränkungen der App
- Nutzungsdaten des Kindes werden anonymisiert weitergeleitet. Es besteht die Möglichkeit, dass durch Datenlecks Dritte Zugriff auf diese Daten erhalten.
- 30 Tage kostenlos, danach kostenpflichtig: App kostet nach der Testphase jährlich etwa 20,- Euro / monatliche Nutzung ist nicht möglich
- App kann nur über die Website installiert werden
- App läuft nur auf Android-Smartphones und Windows-PCs, allerdings nicht auf Apple-Geräten.
fragFINN App
Die Kindersuchmaschine fragFINN hat eine Kinderschutzapp für Smartphones und Tablets mit dem mobilen Betriebssystem Android entwickelt. Diese App ist ein Browser, der es ermöglicht, ausschließlich auf von Medienpädagogen geprüften Webseiten der fragFINN-Whitelist zu surfen. Kinder können mithilfe der integrierten Suchmaschine schnell geeignete Internetinhalte finden. Darüber hinaus präsentiert die Redaktion regelmäßig wechselnde spezielle Angebote.
Kontrolle ist gut, Vereinbarungen sind besser
Bei all den genannten Apps und Vorkehrungen ist es wichtig zu bedenken, dass die Überwachung und Einschränkung der Aktivitäten eines Kindes eine Verletzung der Privatsphäre darstellen kann. Selbst mit Kinderschutz-Apps ist es nicht möglich, Kinder vollständig zu schützen, da sie immer noch Cybermobbing oder Hassrede im Internet ausgesetzt sein können. Daher ist es ratsam, auf eine ausgewogene Kombination von Vertrauen und Kontrolle zu setzen. Es ist hilfreich, ein Vorbild zu sein, offen mit dem Kind zu kommunizieren, ihm Freiräume zu lassen und Fehler zu akzeptieren. Denn ein verantwortungsbewusster Umgang mit digitalen Medien muss auch erst erlernt werden. Es empfiehlt sich, gemeinsam mit dem Kind Regeln für die Nutzung von Handys festzulegen. Hier sind einige Punkte, die in einer Vereinbarung zur Handy-Nutzung berücksichtigt werden und gemeinsam diskutiert werde können:
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Bildschirmzeit: Wie lange darf das Handy am Tag benutzt werden?
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Kids in Balance: Festlegung von handyfreien Zeiten und Zonen
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Umgang mit Apps: Download, Berechtigungen, Sicherheitseinstellungen
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Social Media: Welche Apps sind geeignet
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Datenschutz: Was darf gepostet werden und was nicht?
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Passwörter und Sicherung des Handys vor Fremdnutzung
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Rücksichtsvolle Smartphone-Nutzung in der Öffentlichkeit
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Umgang mit öffentlichen Netzwerken